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[REZENSION] Schnapspralinen

Redakteur: Christiane Demuth

Titel: Schnapspralinen
Autor: Sabine Trinkaus
Übersetzer: -/-
Verlag: Emons
Reihe: Band 3
Ausführung: Taschenbuch, 304 Seiten


Autor:
Sabine Trinkaus wuchs im hohen Norden hinter einem Deich auf. Zum Studium verschlug es sie ins Rheinland, wo sie nach internationalen Lehr- und Wanderjahren sesshaft und heimisch wurde. Heute lebt sie mit Schaf und Familie in Alfter bei Bonn.

SCHNAPSPRALINEN

Eine Leiche auf dem Friedhof ist an sich nichts ungewöhnliches, doch wenn sie mitten in der Nacht dort abgelegt wird, scheint es sich doch um eine Straftat zu handeln. Der Tote war ein eher unbeliebter Zeitgenosse, sowohl bei der eigenen Familie als überhaupt im gesamten Dorf. Kriminalhauptkommissar Wörner hat eine Menge Verdächtige mit unterschiedlichsten Motiven und unzulänglichen Alibis. Zeitgleich rutscht seine Lebensgefährtin Britta ebenfalls in die Ermittlungen, da ihre Quasi-Großmutter Agathe sich partout nicht raushalten kann und will. Kein Beteiligter hätte zu Beginn geahnt welche Ausmaße der Fall noch annehmen würde…

Edith, der mittlerweile klar geworden war, dass sie selbst geschrien hatte, sah die Frau, die sich im Laufschritt näherte. Unwillkürlich verzog sie das Gesicht. Nicht nur, weil sie einen dicken kleinen Hund an einer Leine hinter sich herzog. Edith fand, dass Hunde auf Friedhöfen nichts verloren hatten. Aber das war im Moment ihr geringstes Problem. Und deshalb hatte sie auch auf ein anderes Echo gehofft. Eine Hundertschaft Polizisten zum Beispiel. (S. 21)

„Schnapspralinen“ ist bereits der dritte Fall für die Ermittlerinnen wider Willen, aber durchaus ohne Vorkenntnisse genießbar und verständlich. Zwischenmenschliche Zusammenhänge sowie wichtige Erkenntnisse aus vorangegangenen Episoden werden kurz aufgegriffen und nebenbei ins Geschehen eingeflochten, so dass man nicht das Gefühl hat zu wenige Hintergrundinformationen zu besitzen. Da der Fall als solcher in sich abgeschlossen ist, ergibt sich auch hier kein Nachteil.

Britta ist dem Leser auf Anhieb sympathisch, sofort baut sich eine emotionale Bindung zu ihr auf. Allein schon ob Agathes oft unsäglicher Attacken, obwohl man meint zu wissen, dass diese häufig nicht so ruppig gemeint wie ausgeführt sind. Selbst mit Brittas Lebensgefährtem Wörner hat man sofort Mitleid, als das Frauengespann seine ganz eigenen Ermittlungen anstellt, auch wenn das Verhalten des Kommissars nicht immer ganz einwandfrei und zuweilen unfair erscheint.

„Bist du irre?“, zischte Margot, als sie aus dem Raum war. „Es ist noch nicht mal elf, und wir sind vermutlich randvoll mit Restalkohol. Wir sterben, wenn wir jetzt -“
„Von Schnaps stirbt man nicht“, versetzte Agathe. „Und wir sind schließlich nicht zum Spaß hier!“
„Agathe, das ist -“
„Eine Frage der Höflichkeit, ganz genau. Alkohol macht Zeugen gesprächig. Das weiß jedes Kind. Was für eine Ermittlerin bist du eigentlich?“ (S. 99)

Nicht nur sämtliche Ermittler und Ermittlerinnen tappen lange Zeit im Dunkeln. Auch dem Leser ist die schier endlos lang erscheinende Liste der Tatverdächtigen mehr als suspekt. Kann jemand wirklich so unbeliebt gewesen sein? Je tiefer gegraben wird, desto mehr Erkenntnisse erlangt nicht nur der Leser. Doch gilt es die Hinweise richtig zu deuten und die korrekte Richtung einzuschlagen, um nicht in der nächsten Sackgasse zu landen. Man wird buchstäblich von A nach B über C und D und E geführt, ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, was sich tatsächlich abgespielt hat.

Die dadurch erzeugte Spannung fesselt den Leser natürlich, schließlich möchte man unbedingt erfahren was geschehen ist. Je weiter die Zeichen sich verdichten, desto klarer wird ebenfalls, dass das Ende noch lange nicht erreicht ist. Eine weitere Tragödie bahnt sich an, die nur durch schnelle Reaktionen gestoppt werden kann. Ob das allerdings gelingt…
Einziges Manko des vorliegenden Krimis: Es gibt die ein oder andere Durststrecke, innerhalb derer die Handlung komplett stagniert, die dort dargestellten Szenarien zu ausschweifend erzählt werden und somit die Spannung eindämmen. Glücklicherweise kommt dies nicht häufig vor, spürbar ist es trotzdem.

Im Großen und Ganzen aber hat man viel Vergnügen mit dem mehr als ungleichen Gespann, so dass man, sollte dies der erste gelesene Fall sein, unbedingt wissen möchte, was Agathe, Britta und Co. bereits zuvor erlebt haben. Auch ist man ebenso gespannt, ob es zu weiteren Ermittlungen kommen wird, bei denen ihre Hilfe gefragt ist – oder auch nicht…

Reiheninfo:
Band 1: Schnapsleiche
Band 2: Schnapsdrosseln

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