Redakteur: Anette Leister
Am Messedonnerstag lud der dtv Verlag einige Blogger zu einem Meet and Greet mit Jean-Paul Diddierlaurent ein. Leider sprach Monsieur Didierlaurent nur französisch, und wir fast ausnahmslos nur deutsch und englisch, doch zum Glück stieß mit ein paar Minuten Verspätung die Übersetzerin des Romans Sina de Malafosse zu unserem Treffen hinzu, so dass wir dank ihrer Übersetzung den Autor mit unseren Fragen löchern konnten.
Da es mir immer unangenehm ist, wenn man schweigend in einer solchen Runde zusammensitzt und ich ja auch gerne ein paar direkte Worte an Jean-Paul Didierlaurent loswerden wollte, teilte ich ihm in einer Mischung aus fast vergessenem Schulfranzösisch in Kombination mit Englisch und Deutsch mit, dass ich den far breton aus dem Buch nachgebacken habe, meine Katzen diesen im Gegensatz zu dem Kater aus dem Buch jedoch nicht so gerne mögen. Da er in seiner Widmung in meinem Buch darauf einging, ist mein Französisch doch noch besser als gedacht ;)
Wir saßen in einem recht kleinen Raum, dafür konnten wir uns untereinander aber wenigstens besser verstehen, als wenn wir an einem Tisch inmitten des dtv Standes gesessen hätten. Allerdings war es wiederum so eng, dass man hinter Frau Broller vom Verlag nicht mal mehr die Tür schließen konnte :’D
Jean-Paul Didierlaurent, übersetzt von Sina de Mallafose: Die Idee mit dem Leichenbestatter kam ihm als sein Vater gestorben ist und er sich deswegen Gedanken über diesen Beruf gemacht hat. Es ist ein Beruf, den jeder kennt, aber über den niemand spricht. Er erzählt gerne über die Unsichtbaren.
Bei der Pflegekraft Manelle ist es genauso. Ein Beruf, den immer mehr brauchen, über den aber kaum einer redet.
Es gefällt ihm dem Gewöhnlichen etwas Besonderes zu verleihen. Er will niemanden als Helden haben, der sowieso schon in der Hierarchie der Gesellschaft ganz oben steht.
Blogger: Um so etwas zu schreiben, muss man sich ja stark in die Figuren einfühlen, wie lange hallt das Geschriebene in Ihnen nach?
D./d. M.: Bei diesem Buch war es sehr extrem, gerade bei dem Roadtrip am Ende der Geschichte. Er hatte nach beenden des Buches fast eine Woche lang einen starken Babyblues, wie nach einer Geburt. Die Figuren verfolgen einen fast wie Geister, von denen man besessen sind, sie werden für einen selbst fast real.
Blogger: Wie wichtig sind Ihnen Genuss und die kleinen Freuden des Lebens, denn gerade bei Ambroise Großmutter Beth kann man ja sagen „Liebe geht durch den Magen“?
D./d. M.: Er isst sehr gerne, er trinkt gerne Wein mit Freunden. Es gibt immer Absätze mit Essen in seinen Romanen. Er mag die Großmutter Beth sehr gerne, sie ist herzlich. Für ihren Enkel ist sie der Mittelpunkt des Lebens, jeder hätte gerne eine Großmutter wie sie.
D./d. M.: Er hört dabei Musik, aber er achtet beim Schreiben drauf, was er hört. Er hört zum Beispiel U2 oder ACDC, italienische Komponisten oder Yann Tiersen, den Komponist von „Die fabelhafte Welt der Amelie“. Manchmal macht er auch einfach youtube an und lässt es laufen, aber er kann keine französische Musik hören, dass lenkt zu sehr vom Schreiben ab. Wenn er was Lustiges schreiben möchte, dann versucht er was Heiteres zu hören, wenn es berührend sein soll, muss die Musik auch passen, manchmal hört er aber auch gar nichts.