Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Anthony Coles
Übersetzer: Michael Windgassen
Verlag: Pendo
Reihe: Peter Smith 1
Ausführung: Broschur, 368 Seiten
EIN GENTLEMAN IN ARLES
Peter Smith hatte gehofft seine Vergangenheit hinter sich gelassen zu haben und nun einem entspannten Renterdasein in der Provence, gemeinsam mit seinem Windhund Arthur, frönen zu können. Doch plötzlich gerät er mitten hinein in einen mehr als undurchsichtigen Mordfall. Diverse Personen bitten ihn unabhängig voneinander um seine Mithilfe und ahnen nicht, dass sie es mit einem ehemaligen britischen Geheimdienstler zu tun haben. Das ist Peters Glück, denn nur so kann er einigermaßen unbehelligt weiterführende Nachforschungen anstellen, die allerdings mehr Fragen aufwerfen als dass sie Antworten liefern. Außerdem rennt ihm die Zeit davon, denn es bleibt nicht bei dem einen Verbrechen.
Über Peter Smiths Vergangenheit wird sich nicht nur den anderen Protagonisten gegenüber ausgeschwiegen, auch der Leser verknüpft nur einzelne Indizien zu wilden Theorien, ohne konkretes Wissen zu erlangen. Denn das muss man der Hauptperson lassen: Man erfährt exakt soviel über die Figur Peter Smith wie er selbst zu geben bereit ist. Dadurch wirkt er aber gleichzeitig unnahbar, undurchsichtig und manches Mal sogar unaufrichtig. Ob man ihm damit Unrecht tut, lässt sich bis zuletzt nicht klären, eine enge Verbindung zwischen Leser und Protagonist scheint jedoch ausgeschlossen, nicht zuletzt auf Grund seiner zweifelhaften Einstellung manchem Ungemach gegenüber.
Der Fall als solcher dümpelt über lange Zeit mehr vor sich hin als dass tatsächlich etwas Aufregendes geschieht. Zwischendurch gibt es durchaus temporeiche Passagen, die den Eindruck erwecken das Geschehen würde nunmehr vorangetrieben, doch allzu schnell sind diese Sequenzen schon wieder vorbei. Es scheint als würde hier viel mehr Wert darauf gelegt umfangreiches Wissen im Bezug auf Technik sowie Essen und Trinken in der Provence anzubringen. Dadurch verliert der Autor sich allerdings häufig zu sehr in Beschreibungen, die weder relevant für die Handlung noch in interessanter Weise ausgeschmückt sind. Erst im letzten Drittel kommt es fast schon zu einem Bruch, der dem Krimi endlich neuen Schwung verleiht und auch die lange erwartete Spannung heraufbeschwört. Plötzlich geht alles ganz schnell, und auch wenn nicht sämtlichen Fäden eine Auflösung zuteil wird, so konnte man dennoch einigermaßen besänftigt werden.
Es scheint als hätte der Autor im ersten Band der Reihe zu viel auf einmal unterbringen wollen. Zu viele Handlungsstränge mit zu vielen Figuren, die mal mehr mal weniger nachvollziehbare Querverbindungen aufweisen, aber unbedingt mitmischen müssen. Die Grundidee ist durchaus gelungen und auch der Hauptcharakter scheint interessanter Natur zu sein, doch wäre in mancher Hinsicht etwas mehr Zurückhaltung nicht verkehrt gewesen. Möglicherweise kehrt nun in manchen Aspekten mehr Ruhe ein, nachdem die Grenzen abgesteckt und erste Unklarheiten beseitigt wurden. Vielleicht liegt dann im Nachfolgeband auch die volle Konzentration auf dem eigentlichen Fall.
—–DIESER BEITRAG ENTHÄLT WERBUNG—–
1 thought on “[REZENSION] Ein Gentleman in Arles”