Redakteur: Anette Leister
Autor: Alex Rühle
Illustrator: Axel Scheffler
Verlag: dtv
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 6 Jahren
Ausführung: Hardcover, 144 Seiten
Autor:
Alex Rühle arbeitet als Journalist. Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst ist sein Debüt als Kinderbuchautor. Er lebt selbst in einer Wohnung mit einem uralten Türschloss und ist sich sicher, dass es wirklich Schlossgespenster gibt.
Axel Scheffler gehört weltweit zu den erfolgreichsten Kinderbuchillustratoren. Er wurde 1957 in Hamburg geboren. Seit seinem Studium an der Bath Academy of Art arbeitet er als freier Illustrator in London. Seine mit unverwechselbarem, humorvollem Strich gezeichneten Bücher werden in der ganzen Welt geliebt – mit dem ›Grüffelo‹ (den er mit Julia Donaldson als Autorin veröffentlicht) hat er eine Figur geschaffen, die als moderner Kinderbuchklassiker gilt. Axel Scheffler lebt mit seiner Familie in London.
ZIPPEL, DAS WIRKLICH WAHRE SCHLOSSGESPENST
Paul ist ein Schlüsselkind. Da sowohl sein Vater als auch seine Mutter arbeiten, kommt er meistens vor den beiden nach Hause und besitzt deshalb seinen eigenen Schlüssel. Doch eines Tages passiert etwas Seltsames, als er seinen Schlüssel ins Türschloss steckt, um es aufzuschließen. Er entdeckt darin Zippel, ein Schlossgespenst, das sein Zuhause im alten Türschloss zu Pauls Wohnung hat.
Die beiden freunden sich schnell an und haben schon bald eine wichtige Mission zu erfüllen. Zippels Zuhause ist in Gefahr! Da sein Türschloss schon alt ist und nicht mehr den neusten Sicherheitstandards entspricht, soll der Hausmeister das Schloss austauschen, wodurch Zippel sein Zuhause verlieren würde. Doch dieser Umstand ist nicht das einzige, was Paul und Zippel auf Trab hält und nach einer Lösung verlangt.
Was ist mit Pauls Vater los, der nach Zippels Aussage zurück ins Haus geschlichen kommt, sobald seine Frau und Paul auf der Arbeit beziehungsweise in der Schule sind?
Zum Glück haben sich Paul und Zippel gefunden und können mit der Unterstützung des jeweils anderen und der Verkettung glücklicher Umstände Lösungen für beide Probleme finden.
„Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst“ ist ein Buch, welches unheimlich viel Spaß macht, selbst wenn man dem empfohlenen Lesealter schon lange entwachsen ist. So viel Spaß wie mit Zippel hatte ich seit den Helden meiner eigenen Kindheit wie dem Sams oder Pumuckl nicht mehr.
Stellenweise hat mich das liebenswerte Gespenst an die beiden erinnert, als hätte Alex Rühle eine Hommage an seine eigenen Kinderbuchhelden schreiben wollen. Ungewollt gerät Zippel manchmal in kniffelige Situationen, und genau wie früher Pumuckl oder das Sams liebt er das Reimen.
Zippel kennt viele Dinge aus der Menschenwelt nicht. Beispielsweise trinkt und isst er ja nicht wie die Menschen dies tun, und so kommt es zu absurd witzigen Situationen wie einer, in der Paul ihm zu erklären versucht, was eine Toilette ist und warum Menschen diese benötigen.
Kacka und Pipi, die gingen in die Welt.
Kacka war der Braune und Pipi war ganz gelb.
Das Pipi war sehr flüssig, das Kacka eher fest,
beide aber waren vom Essen nur der Rest. (S. 58)
Neben den verrückten Situationen und dem Wortwitz, dem sich Alex Rühle bedient, besticht die Handlung jedoch mit nicht nur einer, sondern mit mehreren schönen Familien- und Freundschaftsgeschichten und am Ende hat Paul nicht nur einen neuen Freund gefunden, sondern einen weiteren, mit dem wohl kein Leser gerechnet hätte.
Es ist kaum zu glauben, dass „Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst“ das Kinderbuchdebüt von Alex Rühle ist. Ich hoffe, diesem großartigen Debüt werden noch viele weitere Bücher im Kinder- und Jugendbuchbereich folgen. Alex Rühle hat ein wunderbares Erzähltalent und wer weiß… auch wenn Pauls und Zippels Geschichte ein schönes Ende findet, vielleicht warten ja noch weitere Abenteuer auf die beiden?
Neben der wunderbar witzigen und herzerwärmenden Geschichte fallen auch Axel Schefflers großartige Illustrationen ins Auge, die Seite für Seite füllen und Alex Rühles Schilderungen untermalen und den Witz der Geschichte gekonnt aufgreifen.
„Zippel, das wirklich wahre Schlossgespenst“ mag als Erstleserbuch ausgelobt sein, meiner Meinung nach ist es jedoch ein Buch für jedes Lesealter und hat das Potential zum Klassiker, da die Schilderungen zeitlos sind und man das niedliche Gespenst einfach ins Herz schließen muss!
Gespenster leben in Schlössern, rasseln mit Ketten und treiben sich in Ritterrüstungen rum – alles Humbug, denn wirklich wahre Gespenster leben auf engstem Raum in alten, rostigen Türschlössern, die noch geölt werden müssen. Als Zippel und Paul aufeinander treffen ist sowohl Protagonisten wie auch Lesern schnell klar, dass sich hier eine ganz besondere Freundschaft entspinnt, die mit Sicherheit außergewöhnlich, aber dennoch nicht gefeit vor Hindernissen ist.
Kleine wie große Leser schließen vor allem das niedliche Gespenst sofort ins Herz, zeichnet sich dieses doch durch urkomische Aussprüche, aber auch unbedarfte Handlungen aus. Am liebsten hätte man wohl selbst einen solchen Gesellen im Haus, dann wäre es nie wieder langweilig – aber voraussichtlich auch niemals wirklich ruhig. Die Verbundenheit der zwei Hauptfiguren wird mit jeder Zeile deutlicher, obwohl sie durchaus nicht immer einer Meinung sind. Gemeinsame Aktionen schweißen jedoch zusammen und lassen auch negative Ereignisse schnell aus einem anderen Blickwinkel erscheinen.
Locker-leicht und zielgruppengerecht geschrieben, aufgepeppt durch Zippels Reime, ist die Geschichte schneller gelesen als erhofft. Viel lieber würde man noch einige Zeit bei Paul und seinem Gespenst verweilen, verrückte Dinge tun, Spaß haben, aber auch versuchen Probleme aus dem Weg zu schaffen. Denn all das geschieht auf den gerade einmal 144 Seiten, die inhaltlich einiges zu bieten haben. Und nicht nur das: Axel Schefflers Illustrationen sind ebenfalls ein Augenschmaus, sämtliche Figuren und Erlebnisse werden lebendig, als würden sie in der eigenen Wohnung hausen und stattfinden.
Eine ganz und gar wundervolle Geschichte, die trotz ihrer Kürze Tiefgründigkeit aufweist und Kindern wie Erwachsenen gleichermaßen mehr als ein Schmunzeln entlockt. Ob alleine oder gemeinsam, ob früh oder spät, Zippel verzaubert jeden und schafft es die düsteren Gedanken, die selbst Paul und seine Eltern hin und wieder heimsuchen, für eine Weile zu vertreiben.
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