Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Dhonielle Clayton
Übersetzer: Vanessa Lamatsch
Sprecher: Uta Dänekamp
Verlag: Rubikon
Reihe: The Belles 1
empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahren
Ausführung: Ungekürzte Lesung, ca. 807 Minuten, 2 mp3-CDs
SCHÖNHEIT REGIERT
Im Königreich von Orléans haben nur einige Auserwählte besondere Gaben, um den Menschen Schönheit zu verleihen. Man nennt sie die „Belles“. Camelia arbeitet hart, in der Hoffnung an den Königshof berufen zu werden, um der Königin und ihrer Familie zu dienen. Doch schnell muss sie einsehen, dass nicht alles so rosig ist wie es gerne dargestellt wird und sich sogar wahrhaftige Abgründe auftun, die sie niemals für möglich gehalten hätte.
Es ist eine seltsame Welt, die Dhonielle Clayton hier sehr detailreich präsentiert, aber vor allem ist es eine, die wohl niemand freiwillig betreten möchte. Denn von Beginn an werden Untertöne deutlich, die auch ohne Kenntnis der Zusammenfassung auf nicht unbedingt harmlose Turbulenzen hindeuten. Somit darf man gespannt sein welchen Querelen sich Camelia und die anderen Belles schon bald ausgesetzt sehen. Denn auch wenn die Schönheit regiert, so trügt der schöne Schein doch massiv.
Ein Manko dieser Geschichte, welches ziemlich früh heraussticht, sind die unheimlich ausufernden Beschreibungen. Egal ob es sich um Charaktere, Zu- und Umstände oder das Setting handelt, alles wird zwar sehr bildhaft und somit nachvollziehbar, aber auch extrem langatmig dargestellt. Ein wenig mehr Fantasie darf Lesern und Hörern durchaus zugetraut werden, so dass es manches Mal auch Andeutungen getan hätten, die in die gewünschte Richtung weisen, aber dennoch Raum für freie Interpretation lassen. So allerdings wirkt alles ziemlich starr und festgelegt, zugleich wird das Geschehen in die Länge gezogen ohne dass die Handlung merklich voranschreitet.
Daran ändert leider auch der sehr lebhafte Stil Uta Dänekamps nichts. Sie ruft – wie nicht anders gewohnt – eine großartige Leistung ab, so dass man als Hörer nicht versucht ist die Geschichte vorzeitig abzubrechen. Hätte man das Buch selbst in der Hand wäre man womöglich nicht so entschlossen der Erzählung bis zum Schluss eine Chance zu geben. Wobei es im Grunde recht viele positive Punkte zu entdecken gibt, so man bis zum Ende offen bleibt für sämtliche Nuancen. Dennoch hätte eine Kürzung der Handlung absolut nicht geschadet, im Gegenteil, sie wäre dadurch dynamischer und mitreißender geworden.
An den Stellen, an denen der Hörer auch emotional mitgenommen wird, werden zumeist negative Gefühle überwiegen und versteckte Aggressionen freigesetzt. Dass sich ziemliche Abgründe auftun würden, zeichnet sich wie gesagt bereits früh ab, dass sich aber wahre Krater hinter manch einer Fassade verbergen, damit hätte man dann wohl doch nicht gerechnet.
Im Großen und Ganzen verlässt man die Auftaktgeschichte rund um die Belles mit gemischten Gefühlen, möchte aber trotz der Kritikpunkte erfahren wie es weitergeht, natürlich in der Hoffnung auf Ausschöpfung des stilistischen Potentials wie auf inhaltliche Gerechtigkeit.
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