Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Mary Higgins Clark
Übersetzer: Karl-Heinz Ebnet
Sprecher: Michou Friesz
Verlag: Random House Audio
Reihe: -/-
Ausführung: Gekürzte Lesung, ca. 369 Minuten, 6 CDs
WENN DU NOCH LEBST
Als Parker Bennett vor zwei Jahren während eines Segelausflugs spurlos verschwand, gingen zunächst alle von einem schrecklichen Unglück aus. Doch schon bald stellte sich heraus, dass der Geschäftsmann eine horrende Summe veruntreut hatte, was sein Verschwinden seitdem in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Als Lane Harmon den Auftrag erhält das Stadthaus der Familie Bennett neu auszustatten, wird sie von mehreren Seiten gewarnt. Nichtsdestotrotz reizt sie die Aufgabe und auch Eric Bennett lässt sie nicht kalt. Außerdem gibt es keinerlei Beweise für Mittäterschaft innerhalb der Familie oder gar dafür, dass Parker tatsächlich noch lebt. Vielleicht ist doch alles nur ein großes Missverständnis und Zufall…
Obwohl zumeist als Thriller deklariert, weiß man mittlerweile, dass Mary Higgins Clark Werke häufig anderen Gesetzmäßigkeiten unterliegen und entsprechend bewertet werden sollten. Nichtsdestotrotz sollten Spannungselemente zugrunde liegen, um zumindest den Unterschied zum erzählenden Roman klar herauszustellen. Ob ihr dies im vorliegenden (Hör)Buch gelingt?
Veruntreuung mehrerer Milliarden Dollar und ein verschwundener Geschäftsmann, der Fall scheint klar auf der Hand zu liegen. Aber alleine wird er die Sache wohl nicht durchgezogen haben können, daher stellt sich nicht nur die Frage nach dem oder den Helfer/n als solche, sondern auch danach, ob Parker Bennett wirklich noch am Leben ist. Vielleicht wurde er auch ein zu hohes Risiko und musste beseitigt werden? Zunächst möchte man als Hörer versuchen eine neutrale Einstellung zu bewahren. Unschuld ist zwar nicht unbedingt das Wort, welches man mit dieser Affäre in Verbindung bringen möchte, aber von vornherein in konkrete Denkmuster gelenkt werden, sollte ebenfalls nicht geschehen. Dafür ist es wichtig das Geschehen bestmöglich von außen zu betrachten, objektiv auf Hinweise zu reagieren und denkbare Theorien aufzustellen, die schlussendlich natürlich bestenfalls einer genauen Prüfung standhalten.
Die Charaktere sind mal mehr mal weniger präsent, wodurch man das Gefühl erhält, sie wären der Autorin unterschiedlich wichtig. Das spiegelt sich schließlich auch in der Darstellung Michou Friesz’ wieder, die zwar bemüht ist sämtlichen Figuren Raum zur Entfaltung zu geben, aber leider hin und wieder scheitert, weil die Vorlage einfach nicht mehr hergibt. Ein ähnliches Problem zeigt sich inhaltlich, denn obwohl es sich bereits um eine gekürzte Lesung handelt, werden einige Passagen unheimlich ausladend dargestellt, obwohl sie im Grunde kaum bis gar nicht zur eigentlichen Handlung beitragen. Nichteinmal zum Verwirrung stiften sind sie geeignet, sie sind einfach nur langatmig. Da möchte man sich die Beschreibungen schon fast nicht mehr in geschriebener Form vorstellen. Glücklicherweise gibt es mitunter spannende Sequenzen, die hauptsächlich entstehen, wenn Perspektiv- und Ortswechsel zügiger vonstatten gehen. Hier wird der Hörer regelrecht eingespannt, was wiederum an dem gelungenen Zusammenspiel von Sprecherleistung und Text liegt.
Da es doch leider immer wieder zu Schwankungen kommt und die gesamte Erzählung von Höhen und Tiefen durchzogen ist, bleibt zum Schluss nur eine mittelmäßige Gesamtwertung übrig, denn es ist auf alle Fälle noch Luft nach oben.
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