Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Luca D’Andrea
Übersetzer: Susanne van Volxem
Verlag: Penguin
Reihe: -/-
Ausführung: Broschur, 384 Seiten
DER WANDERER
Der Tod ihrer Mutter ist nun schon viele Jahre her, doch warum wird Sib ausgerechnet jetzt an das schreckliche Ereignis erinnert? Und wer versucht sie darauf zu stoßen, dass es mitnichten Selbstmord gewesen ist? Gemeinsam mit dem Schriftsteller Tony begibt Sib sich auf eine Reise in die Vergangenheit. Allerdings hätte wohl niemand sie auf das vorbereiten können, was den beiden widerfährt, je tiefer sie graben und je mehr Fragen sie stellen…
Rudi hatte das Buch nicht an einer x-beliebigen Stelle aufgeschlagen. Auf der besagten Seite befand sich ein Eselsohr, und die Passage, die er vorgelesen hatte, war unterstrichen. Wer machte sich die Mühe, Passagen aus einem seiner Romane zu unterstreichen? Nicht der Gesichtsausdruck des Fleischfressers machte Tony Angst. Nein, Angst machte ihm vielmehr das Eselsohr und die Unterstreichungen. (S. 156)
Ein beschauliches, kleines Örtchen in Südtirol, hier bleibt man unter sich, nicht einmal Tourismus gibt es. Erikas Tod damals – ein schrecklicher Unfall, deklariert als Selbstmord. Es gab und gibt jedoch einige Ungereimtheiten, denen nachzugehen sich scheinbar niemand traut. Bis jetzt. Ein ungleiches Gespann mit diversen Eigenheiten, denen der Leser zunächst ein wenig auf den Grund gehen muss. Schnell aber stellt sich heraus, dass das eigentlich Sonderbare tief in der Geschichte der Gemeinschaft verwurzelt ist. Die Frage ist bloß, ob sich das wohlgehütete Geheimnis tatsächlich entschlüsseln lässt oder jeder Versuch nicht bloß abgeblockt, sondern bis aufs Blut bekämpft wird.
Schwer zu sagen und auszuloten wer auf welcher Seite steht, dafür sind viele der Gedankengänge zu verworren, gleichzeitig aber auch mit anderen verwoben. Dort durchzusteigen kommt einem Kunststück gleich, das nicht nur Mut, sondern auch ein gewisses Maß an Unverfrorenheit sowie Sinn für esoterisches Denken erfordert. Es mag nicht der typische Thriller als solcher sein, Spannungselemente beispielsweise sind rar gesät, nichtsdestotrotz besitzt „Der Wanderer“ das gewisse Etwas, das den Leser dazu veranlasst unbedingt hinter die Kulissen blicken zu wollen. Was ist damals passiert und wie weitreichend erstreckt sich das Gesamtgeschehen?
Obwohl man zu Beginn erst einmal Bedenken hegt und sich fragt was der Autor einem mitzuteilen versucht, ist schon bald der Bann gebrochen, man muss nur offen sein für alles mögliche und unmögliche.
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