Rezension

[REZENSION] Wie durch ein dunkles Glas (Hörbuch)

Redakteur: Christiane Demuth

Titel: Wie durch ein dunkles Glas (OT: Through a Glass darkly)
Autorin: Donna Leon
Übersetzer: Christa E. Seibicke
Sprecher: Jochen Striebeck
Verlag: Diogenes
Reihe: Commissario Brunetti 15
Ausführung: Ungekürzte Lesung, ca. 575 Minuten, 8 CDs
Autorin:
Donna Leon, geboren 1942 in New Jersey, arbeitete als Reiseleiterin in Rom und als Werbetexterin in London sowie als Lehrerin an amerikanischen Schulen in der Schweiz, im Iran, in China und Saudi-Arabien. Die ›Brunetti‹-Romane machten sie weltberühmt. Donna Leon lebte viele Jahre in Italien und wohnt heute in der Schweiz. In Venedig ist sie nach wie vor häufig zu Gast.
 
Sprecher:
Jochen Striebeck wurde 1942 geboren. Er war von 1966 bis 1973 am Bayerischen Staatsschauspiel in München engagiert. Seit 1973 gehört er zum Ensemble der Münchner Kammerspiele. Jochen Striebeck ist die Synchronstimme von Donald Sutherland und Philippe Noiret.

 

WIE DURCH EIN DUNKLES GLAS

 

Rund um Brunetti scheint zur Zeit alles ruhig. Zu ruhig? Wie sonst lässt sich erklären, dass er sich zu privaten Ermittlungen hinreißen lässt.. Nächstenliebe, Freundschaft, Neugierde? Als jedoch ein Toter vor dem Brennofen einer Glasbläserei gefunden wird, ist es mit der Idylle schnell vorbei. Schnell wird das tragische Ereignis als unglücklicher Unfall deklariert, doch gibt es Menschen, die sich absolut sicher sind, dass hier ein Verbrechen vorliegt..

Die Kriminalfälle mit und um Commissario Brunetti zeichnen sich seit jeher durch eine gewisse Ruhe und Gewissenhaftigkeit aus. Keine rasanten Verfolgungsjagden oder brutalen Serienkiller, vielmehr ist es die Verknüpfung sozial- und zeitkritischer Themen, die Spannung und im besten Fall eine Sogwirkung erzeugt. Auch im fünfzehnten Band werden Zusammenhänge entwickelt und wird auf Missstände aufmerksam gemacht, eine Nähe zu den Charakteren ergibt sich dadurch allerdings leider nicht. Es bleibt eine gewisse Distanz, fast schon Kälte, die man nicht so recht erfassen und somit auch nicht einfach ausblenden kann.

Jochen Striebeck gibt als Sprecher alles, doch kann auch er nicht über langwierige Passagen und zu detaillierte Beschreibungen hinweglesen. Von Zeit zu Zeit stagniert die Handlung, die Erzählung verliert sich mitunter in sich selbst und schafft es nur mit Mühe wieder in Gang zu kommen. Somit ist die Gefahr groß, dass ebenjene Elemente, die ganz wunderbar – inhaltlich wie stilistisch – gelungen sind, einfach untergehen. Das gilt es zu vermeiden, indem man die Konzentration möglichst nicht abreißen lässt. Denn nur dann werden auch die filigransten Hinweise erst offensichtlich.

Durchwachsen ist wohl das richtige Wort für „Wie durch ein dunkles Glas“, schließlich ist man hin- und hergerissen ob einer konkreten Beurteilung des Gehörten. Solide allemal, aber leider auch nicht mehr, glücklicherweise ebenso nicht weniger.

 
 

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