Rezension

[REZENSION] Knäckebrothelden

Redakteur: Anette Wolf

Titel: Knäckebrothelden
Autorin: Judith Allert
Verlag: Carlsen
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: 10 Jahre

Ausführung: Hardcover, 208 Seiten
Autorin:
Judith Allert lebt mit ihrem Mann und vielen Tieren auf einem alten Bauernhof in der oberfränkischen Pampa. Dort kann sie sich beim Unkrautzupfen kunterbunte Geschichten ausdenken.

 

KNÄCKEBROTHELDEN

 

Samys Großvater ist gestorben. Jeder in der Familie trauert um ihn auf seine Weise. Der Umgang miteinander fällt auch deswegen schwer.
Oma ist still und in sich gekehrt, der Vater übertrieben fröhlich, die Mutter sehr umtriebig. Die jüngeren Zwillingsgeschwister nerven ohne Ende.

Die Rettung kommt in Gestalt eines Zettels daher mit Opas letztem Wunsch. Eine Reise ans Meer, ein Wunsch seiner Frau, den er ihr zu Lebzeiten nicht erfüllt hat.
Papa leiht sich den alten Bus eines Arbeitskollegen. Oma und Samy klauen auf der Trauerfeier einen Teil von Opas Asche. Nachdem die Familie, das Gepäck und Opas sterbliche Überreste in einer Knäckebrotdose an Bord sind, kann die Reise ans Meer beginnen!

Sehr schnell entpuppt sich der harmlose Ausflug als Road Trip voller Pleiten, Pech und Pannen. Der zurückgelassene Reiseproviant stellt trotz heulender Kinder gleich zu Beginn der Reise noch das geringste Problem dar.
Ob Samys Familie trotz aller Widrigkeiten letzten Endes das Meer erreicht?

Judith Allerts Buch lässt neben der individuellen Trauer um einen geliebten Menschen auch das Gespräch untereinander zu plus Lebensfreude und Spaß. Ihre Geschichte rund um Samys Familie zeigt auf, dass es in Ordnung ist unterschiedlich mit Verlust und Trauer umzugehen.

Was mir nicht so gut gefallen hat, dass der Großvater insgesamt als Held der Familie dargestellt wird, obwohl der Umgang mit seiner Frau bezüglich der versprochenen Reise ans Meer alles andere als heldenhaft war. Tatsächlich fand ich ihn hier sehr egoistisch, obwohl seine Hilfsbereitschaft gegenüber anderen als Argument herangezogen wird.
Sehr schön ist es wiederum, dass sich im Laufe der Geschichte Samy immer mehr als Held und Retter der Familie herauskristallisiert, auch wenn die Ereignisse auf dem Familientrip manchmal übertrieben haarsträubend und abenteuerlich sind.

Die Charaktere empfand ich stellenweise sehr anstrengend und überzogen. Wobei es angesichts eines Road Trips voller Pannen durchaus glaubwürdig ist, wenn Menschen derart agieren beziehungsweise erscheinen.
Insgesamt ist der Road Trip derart überbordend mit Begegnungen und Vorfällen ausgestattet, dass man das Ganze nicht allzu ernst, sondern mit einem Augenzwinkern nehmen sollte. Dafür spricht sich ja bereits der Urnenklau zu Beginn des Buches aus ;)

In Summe stellen die „Knäckebrothelden“ eine schöne und auch tröstliche Familiengeschichte über den Verlust eines geliebten Menschen dar, die aufzeigt, dass es nicht nur einen Umgang mit Trauer gibt.
Der Road Trip ist überspitzt skurril und abenteuerlich dargestellt. Er macht sehr viel Spaß und lässt einen durch die Seiten fliegen. Andererseits verliert man damit aber auch manchmal den Ausgangspunkt der Story aus den Augen und die Geschichte ist damit nicht vorrangig ein Buch über Verlust und Trauer.
 
 

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