Redakteur: Christiane Demuth (09.06.2014)
Autor: Dorothea Böhme
Verlag: blanvalet
Reihe: -/-
Ausführung: Taschenbuch, 288 Seiten
Dorothea Böhme wurde 1980 in Hamm (Westfalen) geboren. Es hat sie immer schon in die Welt hinausgezogen: Sie studierte in Deutschland und Österreich, verbrachte einige Monate in Ecuador und Italien und arbeitet momentan als Deutschlehrerin in Ungarn.
NEBEN DER SPUR IST AUCH EIN SCHÖNER WEG
Was haben ein junges Mädchen kurz vor dem Abi, eine Dame älteren Semesters, die gerade ihren Mann beerdigt hat und eine Frau mit einer Aktentasche gemeinsam? Zunächst einmal nicht viel, außer, dass es sie alle nach Italien zieht. Kurzerhand beschließen sie den Weg gemeinsam zu gehen, oder besser zu fahren, in einem kleinen, roten Auto, das auch schon bessere Tage gesehen hat. Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen, doch auch gemeinsam erleben sie allerhand. Die Unternehmung schweißt die drei Frauen zusammen, so unterschiedlich sie auch sind, und lässt sie das Abenteuer ihres Lebens erleben…
„Woher hat sie so viel Geld?“
„Es gibt bestimmt eine ganz logische Erklärung.“ Margot vermied es, Laura anzusehen.
Ha, daran glaube sie doch selbst nicht!
„Bestimmt.“ Laura lag subtiler Sarkasmus eigentlich nicht, nun triefte ihre Stimme jedoch nur so vor Ironie. „Vielleicht hat sie es gefunden.“
„Sie könnte es geerbt haben.“
„Das würde auch das blaue Auge erklären. Ihr Großvater hat sich beim Sterben noch ein bißchen gewehrt.“ (S. 63f)
Drei extrem unterschiedliche Frauen – ein Ziel. Ob das gut gehen kann? Der Leser verfolgt zunächst zwei von ihnen parallel, und zwar bevor sie sich treffen. So erhält man einen ersten Eindruck der jeweiligen Person in ihrem mehr oder weniger gewohnten Umfeld und kann spätere Ereignisse möglicherweise besser einschätzen und bewerten. Denn als sie sich schließlich begegnen wird schnell klar, dass ihr Verhalten ein anderes ist. Was natürlich für jeden verständlich ist, denn niemand vertraut sich einer wildfremden Person sofort an und erzählt ihr alle Einzelheiten. Daher ist der kurze Vorspann erforderlich und gleichsam hilfreich. Frau Nummer drei wirkt dahingehend nicht nur auf die beiden bereits bekannten Charaktere seltsam und geheimnisvoll, sondern auch auf den Leser. Denn von ihr erfährt man nicht viel mehr als die Protagonisten auch. Das gibt viel Spielraum für Spekulationen, wie von der Autorin geplant, was sich bald zeigt.
Die Reise nach Italien ist ein wahres Abenteuer, nicht nur für diejenigen, die sie erleben. Der Leser selbst kann die Atmosphäre spüren und sich in das Geschehen hineinversetzen, als würde man selbst in dem kleinen roten Auto sitzen. Die Geschichte ist sehr humorvoll und charmant aufgebaut, allerdings spürt man unterschwellig durchgängig auch die Ernsthaftigkeit hinter dem Unterfangen. Ohne triftigen Grund beschließt man zumeist nämlich nicht einfach nach Süden zu fahren, ohne auch nur eine Zahnbürste einzupacken. Dieser Aspekt wird dementsprechend gut in das Gesamtgeschehen eingebettet und behandelt. Des Weiteren baut die Autorin Spannungselemente ein, die zum einen der Geschichte Tempo verleihen und zum anderen dafür sorgen, dass der Leser das Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte.
„Neben der Spur ist auch ein schöner Weg“ ist witzig, spannend und ernsthaft zugleich. Dieser Roman vermittelt Lebensfreude, regt aber auch zum Nachdenken an, denn so manche Eigenschaft einer der drei Frauen wird dem Leser sicherlich von sich selbst bekannt vorkommen.
Redakteur: Julia Ehrenberg