Rezension

[REZENSION] Ghost: Jede Menge Leben

Redakteur: Anette Leister

Titel: Ghost: Jede Menge Leben (OT: Ghost)
Autor: Jason Reynolds
Übersetzer: Anja Hansen-Schmidt

Verlag: dtv
Reihe: Track 1
empfohlenes Lesealter: ab 12 Jahren

Ausführung: Hardcover, 224 Seiten

 

Autor:
Jason Reynolds studierte Literaturwissenschaften und Kreatives Schreiben an der University of Maryland. Seine Bücher wurden von der Presse hochgelobt und mehrfach ausgezeichnet. Jason Reynolds lebt in Washington, D.C. In den USA gehört er zu den neuen Stars der Jugendbuchszene.

 

GHOST: JEDE MENGE LEBEN

 
„Ghost“ ist der erste von vier Bänden über Jugendliche mit unterschiedlichem sozialen Hintergrund und verschiedenen Problemen, die jedoch eines verbindet: sie trainieren zusammen in einer Laufmannschaft.

Ghost kann schnell rennen… schneller als jeder andere. In einer Nacht rettete ihm das womöglich sein Leben, als er gemeinsam mit seiner Mutter vor seinem Vater davon rannte, der die beiden töten wollte. Vor einer Sache kann jedoch selbst Ghost nicht wegrennen: vor sich selbst.

Durch bloßen Zufall landet Castle Cranshaw, der sich selbst Ghost nennt, in der Laufmannschaft des Trainers Brody. Ghost sieht der Mannschaft beim Training zu und läuft just for fun neben der Bahn beim Rennen mit, eigentlich nur, um es dem eingebildeten Schnösel zu zeigen, der Mitglied in der Mannschaft ist und sich für unschlagbar hält. So wird der Trainer auf Ghosts Talent aufmerksam und nimmt ihn in die Mannschaft auf.
Seine Mutter erlaubt es ihm unter der Bedingung, dass Ghost keine Schwierigkeiten mehr macht und seine Schulnoten nicht darunter leiden. Doch das ist einfacher gesagt als getan.
Ghost ist eine Zielscheibe für Mobbing, durch das Stigmata der verrufenen Gegend in der er lebt und seinen familiären Verhältnissen. Wenn ihm jemand dumm kommt, diskutiert Ghost dies jedoch nicht aus oder geht weg, sondern lässt sich auf Schlägereien ein.
Seit seine Mutter ihn alleine aufziehen muss, ist das Geld knapp. Dies führt unter anderem dazu, dass Ghost zum Dieb wird… Diese Komponente in der Geschichte führt zum Reflektieren in den Augen des Lesers. Kann man seiner Herkunft entfliehen? Ist man mit einem bestimmten sozialen Hintergrund dazu verdammt kriminell zu werden? Hat jeder Dieb die gleichen Beweggründe? Auch wenn es nichts offensichtlich Lebensnotwendiges ist, das Ghost stiehlt, so kann man doch verstehen, welche Gründe zu dieser Tat führen und diese entschuldigen, zumal Ghost dank seiner neuen Freunde und Trainer Brody lernt für sich selbst einzustehen und nicht mehr vor allen Problemen davon zu laufen. Das Laufteam ist für Ghost die Chance seine scheinbar vorgegebenen Lebenspfade zu verlassen und eigene Wege zu beschreiten.

Da Jason Reynolds seinen Protagonisten selbst erzählen lässt, liest sich die Geschichte sehr flüssig und stimmig und man fühlt hautnah mit ihm, so dass man sich gut in seine Probleme hineinversetzen kann.
Die Sprache ist seinem Alter gemäß sehr jugendlich und teilweise umgangssprachlich.
Neben Ghost, seiner Mutter und Trainer Brody lernt man auch die Protagonisten der nachfolgenden drei Teile Patina, Sunny und Lu bereits gut kennen. Auch wenn dieser Band in erster Linie um Ghost geht, so werden die Probleme und sozialen Hintergründe der anderen drei Läufer bereits angeschnitten, so dass man in groben Zügen erahnen kann, was einen in den folgenden drei Geschichten erwarten wird.

Dank einem ausführlichen Ausblick auf den zweiten Band „Patina“ erfährt man, dass Jason Reynolds nicht viermal parallele Geschichten über den gleichen Zeitraum erzählt, sondern dass mit dem Hauptdarsteller der Geschichte die begonnene Story fortlaufend weitererzählt wird. So beginnt der Erzählstrang mit Patina als Protagonistin an dem Tag, an dem die Geschichte mit Ghost als Hauptfigur endet.

Auch wenn Ghosts Geschichte in den USA angesiedelt ist, so schreibt Jason Reynolds dennoch von Problemen, mit denen sehr viele Jugendliche in diesem Alter konfrontiert werden wie Mobbing, schulischen oder familiären Problemen. Dass man sinnbildlich nicht vor seinen Problemen wegrennen kann, setzt der Autor hier in eine gelungene Metapher um. Durch das wortwörtliche Laufen schafft Ghost es, dass er nicht mehr vor seinen Problemen davon läuft, sondern für seine Fehler einsteht oder Konflikte zu lösen versucht und seinen Kontrahenten nicht einfach „eins aufs Maul gibt“.
Es ist ein Lösungsansatz, der sich auf alle Jugendliche unabhängig von dem Land, in dem sie aufwachsen, übertragen lässt: der Rückhalt und den Gemeinschaftssinn, den man in einem Team oder einer Mannschaft erfährt, stärkt den Charakter und kann einem auch in anderen Situationen seines Lebens helfen.

Ich freue mich schon sehr darauf in den weiteren drei Bänden mehr über Ghost, Patina, Sunny und Lu zu lesen. Zum einen, um zu erfahren, wie es mit Ghost weitergeht, aber natürlich auch, um die Andeutungen aus diesem Auftaktband zu vertiefen, da die Lebensgeschichten der anderen drei bislang nur angekratzt wurden.
 
Reihen-Info:
Ghost
Patina (30. November 2018)
Sunny (noch ohne Erscheinungstermin auf deutsch)
Lu (noch ohne Erscheinungstermin auf deutsch)
 
 
MUSS ICH HABEN!

ANDERE AUSGABE?
ebook:
Hörbuch:
 

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1 thought on “[REZENSION] Ghost: Jede Menge Leben

  1. Hallo liebe Anette,

    hm, manchmal frage ich mich gerade bei solchen Romanen, wo der Sinn und die Hilfe z.B. für mögliche Mobbingopfer sich finden kann oder wird?
    Ob jemand, der gerade auch diese Probleme in der Schule oder privat hat…genau zu so einer Geschichte greift…hmmmm. Ob ihn Schicksale aus Amerika hat wirklich weiterhelfen?

    Auch wenn der Lösungsansatz durchaus löblich ist….muss man erst einmal solche eine Gruppe/Team finden oder? Die nicht nur auf Leistung getrimmt, sondern auch mit Gefühl/Verständnis gesegnet sind.

    Und da sehe ich in unserer Gesellschaft eher etwas schwarz…wo nur der Beste zählt und oft alles andere aussortiert und keinen Wert hat…

    LG..Karin…

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