Redakteur: Anette Leister (22.09.2018)
Autorin: Vic James
Übersetzer*in: Franca Fritz, Heinrich Koop
Verlag: Fischer FJB
Reihe: Dark Palace 1
empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahren
Ausführung: Hardcover, 448 Seiten
Autorin:
Vic James hat ihren ersten Roman zunächst auf Wattpad veröffentlicht, wo eine große Community begeistert die Entstehung des Buchs verfolgte. Sie hat Geschichte und Englisch am Merton College in Oxford studiert, wo Tolkien einst Professor war. Später zog sie nach Rom, um in den geheimen Archiven des Vatikans für ihre Promotion zu forschen und arbeitete außerdem als TV-Produzentin. Inzwischen konzentriert sie sich ganz auf das Schreiben und lebt in London im Stadtteil Notting Hill.
ZEHN JAHRE MUSST DU OPFERN
Die Menschheit besteht aus einer Zweiklassengesellschaft. Zum einen ist dies die privilegierte Schicht, die über „Geschick“, eine Art von Magie, verfügt, zum anderen sind dies Menschen, denen diese Fähigkeit abgeht.
In den meisten Ländern der Welt wurde das Zweiklassensytem im Laufe der Jahre abgeschafft oder gestürzt, in England besteht jedoch noch immer das Gesetz der Sklaverei, das dem normalem Volk die Pflicht auferlegt zehn Jahre Dienst für die so genannten Ebenbürtigen zu leisten. Dies geschieht entweder in einer der Sklavenstädte oder auf einem herrschaftlichen Landsitz.
Lukes Eltern und seine ältere Schwester Abi haben geplant, dass die Familie komplett ihren Sklavendienst antritt und die zehn Jahre auf dem Anwesen der Familie Jardine ableistet. Jedoch kommt es anders als gedacht. Lukes Eltern, seine Schwester Abi und das Nesthäkchen der Familie Daisy treten ihren Dienst wie geplant für die Familie Jardine an, Luke jedoch wird von ihnen getrennt und in die Fabrikstadt Millmoor verfrachtet, wo körperliche harte Arbeit, aber auch neue Freunde und Herausforderungen auf ihn warten.
Auf dem Landsitz Kyneston ist die Arbeit zwar körperlich leichter, was den Sklavendienst jedoch nur unwesentlich einfacher macht. Die Familie ist dort den Launen der drei Jardine-Brüder ausgesetzt, von denen zwei nur sehr schwer einzuschätzen sind… Man kann kaum abschätzen, wer größerer Gefahr ausgesetzt ist. Luke in der Fabrikstadt oder seine Familie auf dem Anwesen einer der mächtigsten Familien Englands?
Vic James wirft ihre Leser schnell in das Geschehen hinein, durch einen schlimmen Vorfall auf Kyneston und die unmittelbaren Vorbereitungen von Lukes Familie kurz bevor sie ihren Sklavendienst antreten. Dennoch gibt es im späteren Verlauf der Geschichte immer wieder kleine Längen, da das politische Treiben der Ebenbürtigen einen großen Raum einnimmt und teilweise Tempo aus der eigentlichen Handlung herausnimmt. Im Endeffekt passiert trotzdem so viel in diesem Auftaktband und durch den ständigen Orts- und Perspektivwechsel erhält man viele verschiedene Einblicke, dass diese Durststrecken zu verschmerzen sind.
Trotz phantastischer Elemente, steht im Vordergrund ganz klar die politische und gesellschaftliche Entwicklung. Vic James‘ Dystopie regt auf vielfältige Art und Weise zum Nachdenken an.
In welchem Alter man selbst wohl seinen Dienst antreten würde? Würde man sich für eine der Sklavenstädte entscheiden oder für den Dienst in einer herrschaftlichen Familie?
Vic James leuchtet die beiden gegnerischen Lager von verschiedenen Blickwinkeln aus. Trotzdem steht man als Leser ganz auf der Seite der Gegner der Sklaverei, den Menschen ohne Geschick beziehungsweise den wenigen Ebenbürtigen, die dieses Gesetz ebenfalls als überholt und menschenunwürdig erachten.
Die Spannung innerhalb der Handlung erzeugt die Autorin in erster Linie durch einige undurchschaubare Charaktere, bei denen man teilweise selbst zum Ende hin seine Hand nicht dafür ins Feuer legen möchte, welche Ziele sie verfolgen.
Die letzten Kapitel gipfeln in einem Show Down, der die Karten für einige Charaktere mischt und sie dadurch vor völlig neue Herausforderungen stellt. Vic James lässt den Auftaktband „Zehn Jahre musst du opfern“ mit einem Cliffhanger enden, der schlecht voraussagen lässt, was auf die einzelnen Figuren im zweiten Band zukommen wird. Nach diesem Schluss wird kaum ein Leser des ersten Bandes die Finger von der Fortsetzung lassen können!
Die Dark Palace Trilogie ist eine Dystopie mit einem interessanten politischen Thema, das leider gar nicht so fantastisch ist wie es anmutet, sondern auch in der heutigen Welt teils bittere Realität ist. Zudem hat Vic James einige interessante Charaktere geschaffen, die den Leser in den Bann ziehen. Es geht meiner Meinung nach nichts über gut ausgearbeitete Antagonisten, gerade bei einer düsteren Thematik wie der in Dark Palace.
Was genau dieses vielgerühmte „Geschick“ nun ist, erschließt sich niemals so ganz. Dass es aber eine Art von Magie ist und seinem Träger durchaus eine gewisse Macht verleiht, scheint mehr als nur offensichtlich. Auch gibt es verschiedene Ausprägungen und Stärken, wodurch man sich unwillkürlich fragt: Sollte man mit diesem Können nicht lieber ausschließlich Gutes bewirken? Warum unterdrücken die Ebenbürtigen die Sklaven in diesem Maße und warum kosten sie ihre Machtspielchen so sehr aus?
Natürlich gibt es, wie immer, auch eine Minderheit – auf beiden Seiten –, die sich auflehnt, die versucht die politischen Strukturen zu verändern. Doch was können diese Ausnahmen schon ausrichten und wer gehört zu ihnen? Im Verlauf des Geschehens lernt der Leser diverse Charaktere beider Lager kennen und muss versuchen zu erkennen wer aufrichtig und wer nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Es zeigt sich, dass der erste Eindruck häufig trügt, es also durchaus lohnt hinter die Fassade zu schauen, erscheint sie noch so dick und undurchdringlich. Mitunter laufen so auch einige inhaltliche Fäden zusammen, die man zuvor wahrscheinlich nicht miteinander in Verbindung gebracht hätte.
Auf Grund der Orts-, Perspektiv- und Personenwechsel von Kapitel zu Kapitel, lernt man zu Beginn viele verschiedene Figuren kennen. Dadurch scheint jedoch die Handlung etwas in den Hintergrund zu geraten, weshalb sich der tatsächlich Einstieg ins Geschehen verzögert, der Leser sich erst eingewöhnen muss. Im weiteren Verlauf kommt es zwar auch immer wieder zu ein paar Längen, diese sind jedoch schneller überwunden. Lässt man sich darauf ein, erwartet den Leser eine Geschichte, bei der man schon recht froh ist, dass sie auf Fiktion beruht. Ein fieser Cliffhanger sorgt für reichlich Spekulationsstoff wie es im nächsten Band wohl weiter geht.
In England müssen alle Menschen, die nicht zu den magisch begabten Herrscherfamilien gehören, Zwangsarbeit leisten. 10 Jahre werden sie gezwungen zu opfern. Und diese 10 Jahre sind hart.
Die Arbeit ist hart und kräftezehrend. Doch mit etwas Glück kann man diese Zwangsjahre auf einem Herrschergut ableisten. Luke’s Familie plant genau das. Denn es gibt eine Regel, minderjährige Sklaven dürfen nicht von ihren Familien getrennt werden.
Doch diese Regeln sind alle außer Kraft gesetzt, geht es um eine der mächtigsten Herrscherfamilien, den Jardines.
Letztendlich landet Luke in einer Sklavenstadt, getrennt von seiner Familie, und muss sich fortan alleine durch den harten Alltag kämpfen. Doch schnell findet er Anschluss und schließt sich einer Gruppe an, die den Sklaven versucht das Leben ein bisschen zu erleichtern, sei es mit geschmuggelten Medikamenten oder Briefen der Lieben.
Lukes Familie indessen leistet ihre 10 Jahre im Dienste der Familie Jardin ab. Vor allem seine beiden Schwestern bekommen wichtige Aufgaben zugeteilt. Abi verwaltet mit einem der Jardin Söhne das Gut und auch wenn der junge Jardin keinerlei magische Begabung hat (sehr zum Leidwesen seiner einflussreichen Familie), so darf die zarte Liebe, die zwischen den beiden gedeiht, nicht sein.
Als sich eine Widerstand in der Sklavenstadt erhebt, in der Luke seinen Dienst ableistet, gerät das Leben unseres Protagonisten völlig außer Kontrolle und er findet sich im Mittelpunkt des Ränkespiels der mächtigsten Häuser wieder.
An sich ist die Idee hinter der Geschichte eine wirklich gute, allerdings mangelt es mir an der Umsetzung. Die Charaktere sind nicht sonderlich ausgereift und ich kam lange nicht in die Geschichte hinein.
Erst zum Schluss wurde es sehr spannend, was mich dann doch wieder etwas mit dem Buch versöhnt hat. Nichts desto trotz war der Anfang sehr langatmig und eher mittelmäßig geschrieben. Ich fand die Erzählperspektive teilweise verwirrend und die Namen haben mich eher durcheinander gebracht.
Dennoch denke ich, dass diese Serie noch sehr spannend wird. Am Ende dieses Bandes konnte man das Potential des Autors spüren und es war dann wirklich sehr spannend. Ich möchte auf jeden Fall wissen, wie es mit Luke und seiner Familie weiter geht.
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Hallo und guten Tag,
interessante Rahmenhandlung…mal schauen, was andere Blogs dazu doch bringen werden..
Aber auf alle Fälle schon mal gemerkt..LG..Karin…