Rezension

[REZENSION] Ein Happy End ist erst der Anfang

Redakteur: Anette Leister

Titel: Ein Happy End ist erst der Anfang (OT: Leah on the Offbeat)
Autor: Becky Albertalli
Übersetzer: Ingo Herzke

Verlag: Carlsen
Reihe: Creekwood 2
empfohlenes Lesealter: ab 14 Jahren

Ausführung: Hardcover, 352 Seiten
Autor:
Becky Albertalli hat als Psychologin schon mit vielen schlauen, schrägen und wunderbaren Jugendlichen gearbeitet. Heute lebt sie mit ihrem Mann und zwei Söhnen in der Nähe von Atlanta und widmet sich ganz dem Schreiben. Für ihren ersten Roman, »Nur drei Worte«, erhielt sie 2017 den Deutschen Jugendliteraturpreis.

 

EIN HAPPY END IST ERST DER ANFANG

 

Mit „Ein Happy End ist erst der Anfang“ kehrt Becky Albertalli nach Creekwood zurück, dem Schauplatz von „Love, Simon“, nur dass der neue Roman nun Simons Freundin Leah als Erzählstimme hat.
Da die persönlichen Entwicklungen der Figuren auf Freundschaften und Beziehungen aus dem Vorgängerband aufbauen, ist es empfehlenswert, dass man entweder den Roman oder die Verfilmung aus Simons Sicht kennt.

Simon und Bram haben sich in „Love, Simon“ gefunden und sind immer noch sehr glücklich miteinander, auch wenn sie in der Öffentlichkeit mit ihrer Beziehung eher zurückhaltend agieren, denn nicht jeder steht gleichgeschlechtlichen Beziehungen verständnisvoll gegenüber.
Es stehen große Veränderungen bei den beiden und ihren Freunden an, denn der Schulabschluss steht bevor und danach wird es alle auf Universitäten in unterschiedliche Ecken des Landes verschlagen. Ob alle Freundschaften und Beziehungen über die Ferne bestehen können?

Ihr wüsstet den ganzen Tag, dass jemand an euch denkt. Das ist doch sicher das Beste am Verliebtsein – das Gefühl, im Kopf eines anderen Menschen zu wohnen. (S.51)

Leah hat jedoch ganz andere Sorgen. Nicht nur, dass sie bloß neidvoll auf die glücklichen Pärchen um sich herum gucken kann, ist ihr Gefühlsleben auch gehörig durcheinander gewirbelt. Sie weiß schon seit längerer Zeit, dass sie sich nicht ausschließlich zu Jungs hingezogen fühlt, doch bisher hat sie es noch nicht einmal Simon gegenüber gewagt zu offenbaren, dass sie bisexuell ist.
Erschwerend kommt hinzu, dass ihr Herz ausgerechnet bei Abby Suso, Nicks Freundin, außer Takt zu geraten scheint. Abby ihre Gefühle offenzulegen, wäre also in mehr als einer Hinsicht ein absolutes No Go…

„Ein Happy End ist erst der Anfang“ erzählt die Geschichte von Leah Burke, die Leser vielleicht bereits als Freundin von Simon und Nick aus „Nur drei Worte“/“Love, Simon“ kennen. Simon, Nick und Leah waren schon viele Jahre befreundet bevor Abby und Bram zu der Clique gestoßen sind und Leah vor Simons Coming Out heimlich in diesen verliebt.
Nun kommt Leah zu Wort und der Leser erfährt, dass sie sich nicht nur zu Jungs, sondern auch zu Mädchen hingezogen fühlt und erlebt eine ähnliche, und doch völlig andere Geschichte, wie die Simons in „Nur drei Worte“.

Neben dieser Storyline ist es aber vor allem eine Geschichte übers Erwachsenwerden und den damit anstehenden Veränderungen. Wie sich Freundschaften und Beziehungen weiter entwickeln, und dass einige daran zerbrechen, dass sich Menschen in unterschiedliche Richtungen entwickeln oder vielleicht einfach nur eine große räumliche Distanz zwischen ihnen entsteht, für die jedoch nicht alle Bindungen stark genug sind.
Es erzählt auch von einer starken jungen Frau, die ihre Stärke jedoch erst erkennen muss. Bis dahin ist Leah trotz ihrer zahlreichen Talente und Begabungen häufig von Selbstzweifeln zerfressen und unzufrieden mit sich selbst, da sie einen Hang zum Perfektionismus hat und sich ständig mit anderen vergleicht. Womöglich ist dies einer der Gründe, warum sich Leah in Abby verliebt, denn Abby gibt Leah das Gefühl etwas ganz Besonderes zu sein.

Auch wenn es zu Beginn ungewohnt war von Simon und Bram nur als Nebenfiguren zu lesen, da die Bindung zu ihnen durch „Love, Simon“ eine engere war, gewöhnt man sich als Leser schnell an die neue Perspektive und schließt Leah und Abby ebenso in sein Leserherz, wie man es zuvor mit Simon und Bram getan hat.
Es ist an sich eine ruhige Geschichte, ohne Action oder große Skandale, sondern wie ein Wiedertreffen mit Freunden und eine authentische Sicht auf Jugendliche an der Schwelle zum Erwachsenwerden mit all ihren Sorgen, Gefühlen und Träumen.

Das Ende weckt die Lust darauf zu erfahren, wie es mit Leah, Abby, Simon und Bram nach Aufnahme ihres Studiums weitergeht, schließlich ist ein Happy End erst der Anfang!

 
 
MUSS ICH HABEN!

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