Redakteur: Christiane Demuth
Jutta Profijt, ging nach dem Abitur ins Ausland und absolvierte Ausbildungen als Exportkauffrau und Übersetzerin. Sie arbeitete als Projektmanagerin im Export, später als freiberufliche Dozentin für Wirtschaftsenglisch und -französisch und Prüferin der IHK. Nach 5 Regional-Krimis folgte 2009 der Wechsel zum Deutschen Taschenbuch Verlag (dtv).
Der Krimi „Kühlfach 4“ wurde für den Friedrich-Glauser-Preis 2010 in der Sparte Bester Kriminalroman nominiert, seitdem folgten vier weitere Bände um Pascha, die rotzfreche Kultleiche.
Neben den Kriminalromanen schreibt Jutta Profijt auch heitere Romane.
Sowohl die Kühlfach-Reihe als auch die Romane sind schon bzw. werden ins Englische übersetzt, Verfilmungen sind in Vorbereitung.
Jutta Profijt lebt als hauptberufliche Autorin in der niederrheinischen Provinz.
Mehr zur Autorin: http://www.juttaprofijt.de
TOTE TUNTE
Als Travestiestar Maxime angeschossen wird, geht ein Schock durch die gesamte Szene, schließlich ist er eine wahre Ikone in seinem Metier. Die Angst ist und bleibt allgegenwärtig, obwohl er den Anschlag überlebt, schließlich kann es sein, dass der Täter nur auf seine nächste Chance wartet. Und doch: Etwas stimmt nicht. Denn Maxime ist nicht er selbst. Nach dem Erwachen hat er keinerlei Erinnerung an sein bisheriges Leben, seine Arbeit oder gar seinen Mann. Er weiß nur, dass er nicht schwul und erst recht kein Travestiestar ist. Große Verwirrung macht sich breit, bis es zu einem weiteren Angriff kommt…
Jutta Profijts „Kühlfach-Reihe“ dürfte einigen Krimilesern bereits ein Begriff sein. Nun legt sie mit „Tote Tunte“ ein Selfpublishing-Projekt vor, welches sich ebenfalls sehen lassen kann. Wortwitz, Schlagfertigkeit und gekonnter Spannungsaufbau sind nur ein paar Schlagworte, die beschreiben, was den Leser erwartet.
Trotz des recht geringen Umfangs des „Kriminalromänchens“ sollte man sich nicht täuschen lassen oder gar zu wenig erwarten. Jutta Profijt schafft es, sauber auf den Punkt zu kommen sowie gleichzeitig detailreich zu beschreiben, ohne zähflüssige Passagen entstehen zu lassen. Der Leser wird durch die humorvolle Erzählweise sofort abgeholt, manches Mal geht es auch etwas direkter zu, vor allem was die Sprache angeht. Max, oder wer auch immer in seinem Körper steckt, hält nichts von Schmeichelei oder Zurückhaltung.
Neben aller Situationskomik darf natürlich auch der Spannungsanteil nicht vergessen werden. Kriminalistisch wird hier ebenfalls einiges geboten. Auch wenn auf die polizeilichen Ermittler nicht unbedingt Verlass ist, so werden dennoch fleißig Nachforschungen angestellt, Hinweise entdeckt und Spuren verfolgt. Auf Täterseite wird zeitgleich ebenfalls gehandelt, falsche Fährten sollen die Hobbydetektive im Idealfall aus der Bahn werfen. Entsprechend ergibt sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das bis zur letzten Minute – oder besser gesagt bis zur letzten Seite – spannend bleibt.
Am Schluss wartet die Autorin mit einer echten Überraschung auf, die sich zwar im Laufe der Lektüre leise ankündigt, aber doch nie konkret zur Sprache kommt. Umso erfreuter für den geneigten Leser, wenn es an die Auflösung geht. Hier zeigt sich wieder einmal, dass kein Epos notwendig ist, um die Leserschaft zu begeistern. Vielleicht darf man sich ja auf weitere Kurzkrimis freuen…