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[REZENSION] Für dich soll’s tausend Tode regnen

Redakteur: Anette Leister

Titel: Für dich soll’s tausend Tode regnen
Autor: Anna Pfeffer
Verlag: cbj
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 12 Jahren
Ausführung: Taschenbuch, 320 Seiten


Autor:
Ulrike Mayrhofer und Carmen Schmit, die beiden Autorinnen hinter dem Pseudonym Anna Pfeffer, sind seit ihrer gemeinsamen Schulzeit in Wien befreundet. Schon damals entwarfen sie Geschichten, die aus Lehrern paranoide Agenten und aus Mitschülern tragische Helden machten. Heute leben sie in Hamburg und Wien, sind zusammen 71 Jahre alt, haben zwei Männer, sechs Kinder und einen Hund und schreiben noch immer zusammen. „Für dich soll’s tausend Tode regnen“ ist ihr erster Jugendroman.

FÜR DICH SOLL’S TAUSEND TODE REGNEN

Emi ist wahrlich nicht der geborene Sonnenschein, ein Umzug wider Willen von Heidelberg nach Hamburg tut sein Übriges, dass sie ausgiebig ihrem ungewöhnlichen Hobby nachgeht: in Gedanken verpasst sie ihrem Gegenüber einen ungewöhnlichen Tod. Mit dieser Eigenart hat sie angefangen, seit ihre frühere Nachbarin auf kuriose Art und Weise aus dem Leben geschieden ist und sammelt seitdem ungewöhnliche Todesanzeigen und -nachrichten in einem schwarzen Buch. Passend dazu ist auch „Für dich soll’s tausend Tode regnen“ von Cover und Buchschnitt ganz in schwarz gehalten und lockt mit seinem schrägen Cover das jugendliche Lesepublikum an.
Ihr Vater hat den Tod verdient für den Wohnortwechsel und seine neue Freundin, ihr Bruder sowieso für seine sonnige Art, die ganz im Gegensatz zu Emis steht, die meisten Mitschüler am besten gleich mit, und gar nicht genug Tode ausdenken kann sie sich für den ebenfalls nicht vor Sympathie strotzenden Erik, mit dem sie gemeinsam über mehrere Wochen eine Strafarbeit absitzen muss: Graffitis schrubben, an jedem verdammten Wochenende… Man kann sich denken, dass darauf weder Emi noch Erik Lust haben, zumal keiner von beiden scharf darauf ist außerhalb der Schule noch Zeit mit dem anderen zu verbringen. So brüten sie eine verrückte Challenge aus, bei der jeder dem anderen verrückte bis fiese Aufgaben stellen muss. Derjenige, der zuerst an der Challenge scheitert, muss den Strafdienst alleine weiter leisten…

Das Duo Anna Pfeffer – aka Uli und Carmen, die auch unter ihrem Pseudonym Rose Snow bekannt sind – legt mit diesem Buch sein Debüt als Jugendbuchautorinnen vor und trifft – haha, Wortspiel – voll ins Schwarze! Jeder Jugendliche wird sich in Emi hineinversetzen können, wie schwierig ein Umzug über die Entfernung Heidelberg-Hamburg ist mit dem damit verbundenen Schulwechsel und dem Zurücklassen der alten Freunde. Zudem trifft sie in der neuen Schule neben dem zu Anfang sehr unsympathischen Erik auf eine schreckliche Zicke, die die ganze Klasse im Griff hat und natürlich alles dafür tut Emi den Start dort schwerer als ohnehin schon zu machen. Unterstützung bekommt sie nur von der Quasselstrippe Toni, die einem zwar ordentlich auf die Nerven gehen kann, ansonsten aber eine sehr liebe und treue Freundin wird im Laufe der Zeit.
Die Eigenart sich ungewöhnliche Todesarten für seine Mitmenschen auszudenken ist wunderbar schwarzhumorig und erfrischend, das Thema wirkt auf mich völlig unverbraucht, auch wenn die agierenden Personen teilweise die gängigen Klischees bedienen.
Von Anfang an kommt man leicht in die Geschichte rein, dank des lebendigen Schreibstils der beiden Autorinnen und den authentischen Protagonisten. Zumeist ist der Plot lustig, aber auch ernste Themen finden ihren Platz. Gegen Ende hätten für meinen Geschmack manche Dinge noch ausführlicher erzählt werden können, bis zur Hälfte der Geschichte hatten die Figuren und ihr Handeln mehr Platz sich zu entwickeln.

„Für dich soll’s tausend Tode regnen“ ist ein skurriles Jugendbuch, dass mit seinen authentischen Protagonisten und dem verrückten Thema, sowie der außergewöhnlichen Gestaltung, voll ins Schwarze trifft!

Redakteur: Christiane Demuth

Emi ist von allem und jedem genervt. Erst der Umzug in eine andere Stadt, dann die neue Freundin ihres Vaters, ihr Bruder, der sich immer und überall anpassen kann und dann auch noch der Typ aus ihrer Klasse, den alle Mädchen anhimmeln. Ihnen allen hat Emi bereits mindestens eine voraussichtliche Todesart verpasst, bei ganz hartnäckigen Fällen können es auch schonmal mehr werden. Als Emi mit Erik, den sie am liebsten weiträumig umlaufen würde, zusammenarbeiten muss, eskaliert die Situation…

Dabei lächelte sie unentwegt, wie eine dieser Frauen aus der Zahnpastawerbung oder die Waschmitteltanten, die scheinbar nichts Schöneres kennen, als die dreckigen T-Shirts ihrer Kinder in die Waschmaschine zu stopfen, um sie dann strahlend vor Glück im Garten aufzuhängen. (Die Wäsche, nicht die Kinder.) (S. 88)

Unter dem Pseudonym Anna Pfeffer legen die beiden Autorinnen, die bereits einige erfolgreiche Selfpubslishing-Werke herausgebracht haben, ihren ersten Jugendroman vor. Dieser besticht schon auf den ersten Blick mit seinem Äußeren. Nicht nur der schwarze Buchschnitt kann begeistern, auch die innere Aufmachung, ebenso wie das gelungene Cover, kann sich mehr als sehen lassen.

In der Klasse, die Emi nach dem Umzug besucht, scheint es, inklusive ihr selbst, alle Arten von Jugendlichen zu geben, die sämtliche Klischees bedienen. Dadurch gibt es natürlich diverse Reibungspunkte, die schamlos ausgenutzt werden, um eine explosive Stimmung zu erzeugen. Mit Sympathiebekundungen ist der Leser zu Beginn noch etwas vorsichtiger, wer weiß welche Geheimnisse noch aufgedeckt werden und wer möglicherweise nicht der ist, der er vorgibt zu sein. Oder ist vielleicht doch alles ganz anders und man will einfach nur hinter jeder Äußerung versteckte Hinweise vermuten? Eins ist zumindest sicher, die Figuren entsprechen keinem Standard und sind gerade deswegen so authentisch, weil es solche Typen in jeder Stadt, jeder Klasse, jedem Betrieb gibt.

Wer jetzt allerdings eine weithin vorhersehbare Geschichte erwartet, dem sei gesagt, dass dies mitnichten der Fall ist. Vielmehr haben die Autorinnen mit viel Gefühl ein Werk erschaffen, das den Leser auch emotional abholt, ihn herzhaft Lachen lässt, aber ebenso zum Nachdenken anregt. Manches Mal würde man den Protagonisten auch gerne den Kopf gerade rücken, um ihren Blick in die richtige Richtung zu lenken. Aber jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen, mal mehr mal weniger schmerzhaft. Einige Entwicklungen sind mit Sicherheit im Vorfeld zu erahnen, andere wiederum erwischen den Leser eiskalt. Und wer weiß, vielleicht wird das Sammeln skurriler Todesarten nochmal zum Volkssport…


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