
Weitere Informationen: www.corinnaharder.de und www.jensschumacher.eu
Interviewpartner: Corinna Harder (CH) und Jens Schumacher (JS)


CH: Es stimmt ja gar nicht, dass ich keine Online-Rezensionen lese. Es gibt doch so Fanseiten, da tummele ich mich schon, und da ziehe ich meinen Hut. Wenn ich eine Rezension lese, die mehrere tausend Zeichen umfasst und ich sehe, der Rezensent hat sich tatsächlich mit dem Thema befasst, da ist für das Schreiben ja auch schnell mal ein Tag weg, mal davon abgesehen, dass man das Buch vorher noch lesen muss.
JS: Die Gefahr, die ich im Internet sehe ist, dass wirklich jeder seine Meinung ungefragt kundgeben kann. Ich habe erst kürzlich in einem Interview gesagt, das ich nicht verlange, das jeder Literaturwissenschaft studiert hat, der ein Buch von mir bespricht, aber gewisse Rudimente sowohl bei der Verwendung der Sprache als auch gesellschaftlich, wie man (negative) Kritik herüberbringen kann und darf über eine Person, die man nicht kennt und die einem nichts getan hat. Und diese Kritikpunkte kann ich eben doch viel öfter im Internet als bei Printmedien anbringen, da dort noch ein Redakteur und ein Korrektorat dahinter sitzen. Manche Rezensionen sind für mich auch keine Rezension, wenn da einer nur etwas Scheiße fand und Punkt. Da kommt eben für mich dieser negativ behaftete Beigeschmack her, den ich gegenüber Onlinerezensionen hege.
CH: Ich muss ehrlich sagen, bei mir kommt schon der Unmut ein bisschen hoch, wenn ich für ein Hörspiel böse kritisiert werde, wo lediglich die Buchvorlage von mir stammt und das Drehbuch hat jemand anderes geschrieben und ich habe auf die Umsetzung überhaupt keinen Einfluss.
JS: Genau das ist so eine Sache, die ich meinte. Wenn man noch nicht mal weiß, das die Buchvorlage und das Drehbuch von unterschiedlichen Leuten stammen, obwohl man es auf dem Medium nachlesen kann. In der Verantwortung sollte man sich schon sehen, auch wenn man nur nebenberuflich oder als Hobby Rezensionen schreibt, du musst keinen literaturwissenschaftlichen Jargon benutzen, wenn du eine Buchbesprechung verfasst, aber gewisse Rudimente des Journalismus gehören schon dazu, wenn man eine Onlinecommunity hat.
JS: Ja, beides. Das ist auch sehr schön, weil erstens ist es schön, wenn wir die Themen auf die wir Lust haben, machen können, zweitens ist es gut, wenn einer sagt, das ist zwar eine witzige Idee, kauft aber keiner, denn die Verantwortlichen kennen den Markt für diese Spiele, und drittens ist es auch schön, wenn von außen etwas reinkommt. Die Christmas Edition oder die Mittelalter Edition wurden zum Beispiel von Verlagsseite an uns herangetragen, und ich weiß nicht, ob wir von uns aus darauf gekommen wären. Und gerade die Mittelalter Edition war eine Superidee, da das ja eine richtige Subkultur entwickelt hat und beinahe schon ein Mainstreamthema ist. Für nächstes Jahr sind schon zwei potentielle Themen vom Verlag vorgeschlagen und eins, das wir angeboten haben, sieht gut aus, dass es umgesetzt wird. Es hält sich also weiter die Waage.
JS: Genau, da wir viele Editionen machen, die auf reellen Fakten basieren – die Mittelalter Edition ist beispielsweise komplett historisch belegt, oder die Funny Death Edition beruht auf wahren Todesfällen – das heißt, da ist wirklich immer zuerst das Ergebnis da, der spektakuläre Tod oder die makabere Anekdote, und dann müssen wir das von hinten aufrollen, wie können wir das Thema mit 1-2 Sätzen kryptisch anreißen. Die Textmengen sind ja sehr klein auf den Karten, sodass man in mehreren Durchgängen durch die Edition gehen kann bis das Ergebnis steht, man kann nochmal etwas ändern, ohne dass man Monate seiner Lebenszeit investiert, wie wenn man einen mehrhundert Seiten langen Roman umschreiben würde. Das ist sehr angenehm bei den Black Stories.
CH: Bei der Christmas Edition sind wir so herangegangen, was passiert denn so an Weihnachten? Welche Situationen gibt es, was sind die typischen Schlagworte und Szenerien, und dann wird losgelegt.
© Katze mit Buch & Ranathecat
Das Interview wurde von der Katze mit Buch geführt.