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[REZENSION] Wie die Helene zur Birne kam: 50 Rezeptklassiker und ihre Geschichte

Redakteur: Anette Leister

Titel: Wie die Helene zur Birne kam: 50 Rezeptklassiker und ihre Geschichte (OT: Who put the Beef in Wellington)
Autor: James Winter
Fotograf: Isobel Wield
Verlag: Callwey
Reihe: -/-
Ausführung: Hardcover, 192 Seiten

Autor:
James Winter ist britischer Autor und Produzent der Serie Saturday Kitchen der BBC, einer Talentkochshow, die schon einige erfolgreiche Köche hervorbrachte.In der britischen Kochszene gilt er als einer der einflussreichsten Köpfe.

WIE DIE HELENE ZUR BIRNE KAM: 50 REZEPTKLASSIKER UND IHRE GESCHICHTE

“Wie die Helene zur Birne kam” ist eines der Zugeständnisse in meinem Kochbuchregal, dass ich Kochbücher nicht ausschließlich wegen der enthaltenen Rezepte mag und der Callwey Verlag ist ein Verlag, der diese Lust regelmäßig und äußerst gelungen zu bedienen weiß.
So hat mich hier die Rezeptauswahl nur ganz am Rande auf den Titel neugierig gemacht, denn nur um die Rezepte für Klassiker der Küche zu erhalten, braucht es kein neues Kochbuch, ausschlaggebend war für mich der Aspekt die Anekdoten und Geschichten hinter den Küchenklassikern zu erfahren.

Wer Essen wirklich verstehen möchte, muss damit arbeiten und es nicht nur verspeisen, muss dafür eine Leidenschaft entwickeln und dafür blühen. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den eigenen Horizont zu erweitern. Die einen lesen Bücher, um mehr zu erfahren, andere – so wie ich – stellen sich an den Herd. (S.7, James Martin, 2012)

Ein knapp gehaltenes Inhaltsverzeichnis gibt einen Überblick über die 50 im Buch enthaltenen Rezepte. Es enthält zwar keine Unterteilung in Rubriken, aber ein schneller Blick über die Rezepttitel offenbart sofort, dass die Rezepte sinnvoll nach Menüfolge in dem Buch abgebildet wurden: Vorspeisen eröffnen den kulinarisch-geschichtlichen Reigen, gefolgt von Hauptgerichten und Beilagen, Desserts und Drinks.
Dem Rezeptteil angegliedert ist jedoch noch ein ausführlicher Index, in dem alphabetisch nicht nur nach den vorgestellten Rezepten, sondern auch nach Zutaten oder den historischen Namensgebern und anderen Persönlichkeiten, die in den Ausführungen zu den Rezepten erwähnt werden, gesucht werden kann.
Von den meisten Rezepten hat sicher jeder schon einmal gehört (Caesar Salat, Beef Wellington, Pizza Margherita, Tarte Tatin, Birne Helene), doch es sind auch einige enthalten, die zumindest für mich ganz neu waren.
Die Rezepte sind bis auf wenige Ausnahmen auf insgesamt vier Seiten präsentiert, davon nimmt die Entstehungsgeschichte zwei Seiten ein, Zutatenliste und Zubereitungsabfolge eine Seite und das Rezeptfoto ebenfalls eine Seite.

Wenn eine Speise nach einer Person benannt wird, so muss man dies als eine der größten Auszeichnungen auffassen. Stellen Sie sich jedoch einmal vor, dass die Speise, die Ihren Namen trägt, zu den Dingen gehört, die Sie am wenigsten gerne essen, und dass Sie, wenn Sie Ihnen zu Ehren bei jeder Gelegenheit serviert wird, mit einem peinlichen Vorfall konfrontiert werden. (S.164, Lamingtons)

Der Callwey Verlag beweist auch bei diesem Buch wieder die Liebe zum Detail. Tatsächlich ist bereits die Originalausgabe sehr schön, aber Callwey hat es geschafft das Layout noch zu verfeinern. Der Hintergrund ist klarer gestaltet und rückt so die ansprechenden Rezeptfotos noch mehr in den Vordergrund. Sehr gelungen ist die Darstellung der angegebenen Rezeptmenge: hier wird nicht einfach 08/15-Style erwähnt “dieses Rezept ist auf 4 Personen ausgelegt”, sondern unter der Zutatenliste ist jeweils ein Tellerchen mit Besteck abgebildet und im Teller ist die Zahl für die entsprechende Personenanzahl abgedruckt. Das Ganze ist ein Zusammenspiel von Schlichtheit einerseits – Hintergrund, Textstil – und Detailverliebheit anderseits – neben Rezeptfotos zahlreiche Bilder der berühmten Namensgeber, historischen Stätten, Ausschnitte aus Landkarten – unterschiedliche Farbgestaltung der Rezepttitel und Zutatenliste – so dass das Auge nicht zu sehr abgelenkt ist, es aber auf jeder Seite viel zu entdecken gibt, seien es die Rezepte selbst, die Geschichten, die sich dahinter verstecken, oder das Bildmaterial, das die Erzählungen unterstreicht und belegt.

Auf der Verlagsseite kann man einen Blick auf einige ausgewählte Fotografien des Buches werfen: http://www.callwey.de/buecher/wie-die-helene-zur-birne-kam/

“Wie die Helene zur Birne kam” ist ein MUSS für Liebhaber schöner Bücher, für leidenschaftliche Köche oder für geschichtsinteressierte Leser. Dabei spielt es keine Rolle, ob man sich nur einer oder allen drei Kategorien zugehörig fühlt, denn dieser Titel vereinigt Augenschmaus, Rezepte und (kulinarische) geschichtliche Hintergründe gleichwertig, interessant und kurzweilig hinter nur einem Buchdeckel – wo sich im Übrigen hinter dem überaus ansprechendem Schutzumschlag noch ein raffiniert und farblich stimmiger Hardcovereinband verbirgt.

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