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[REZENSION] Erst wirst du verrückt und dann ein Schmetterling

Redakteur: Anette Leister

Titel: Erst wirst du verrückt und dann ein Schmetterling (OT: Hotel de Grote L)
Autor: Sjoerd Kuyper
Übersetzer: Eva Schweikart
Verlag: Thienemann
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 12 Jahren
Ausführung: Hardcover, 256 Seiten


Autor:
Sjoerd Kuyper, geboren 1952 in Amsterdam, hat mehr als vierzig Bücher geschrieben, von denen viele Preise gewonnen haben und verfilmt wurden. Außerdem schreibt er Texte für Fernsehserien, Kinofilme und für das Theater. 2012 wurde er mit dem Theo Thijssen-Preis für sein Gesamtwerk ausgezeichnet.

ERST WIRST DU VERRÜCKT UND DANN EIN SCHMETTERLING

Kos und seine drei Schwestern leben zusammen mit ihrem Vater in ihrem Familienhotel. Ihre Mutter ist vor einigen Jahren an einer Krebserkrankung gestorben. Nach dem Verlust seiner Mutter ist sein Vater sein bester Freund und seine engste Bezugsperson. Als einziger Junge unter drei Schwestern hat Kos kein einfaches Los, zudem seine Familie mehr oder weniger etwas verrückt ist:
Er selbst spielt Fußball und hofft auf die Auswahl für die Jugendmannschaft von Ajax, außerdem ist er verrückt nach Isabel, schafft es aber immer wieder sich bei ihr ins Abseits zu spielen.
Seine drei Schwestern könnten verschiedener nicht sein, aber ihre Extravaganz und ihre verschworene Gemeinschaft gegen ihren Bruder vereint sie:
Seine jüngste Schwester Pel sprudelt über vor Fantasie und liebt Tiere über alles, seine ältere Schwester Briek versteckt sich hinter aufreizenden Klamotten, einer dicken Schicht Schminke und eine ständig währenden Wut, die älteste Schwester Libbie versucht ihren Geschwistern die fehlende Mutter zu ersetzen.
Neben den Geschwistern sind auch die Nebenfiguren gut ausgearbeitet und punkten mit teils schrägen und skurrilen Charaktereigenschaften.

Als wäre Kos’ Welt nicht schon kompliziert genug, bekommt sein Vater während seines Fußballspiels einen Herzinfarkt. Für Kos bricht eine Welt zusammen. Doch für seinen Vater muss er stark sein: um ihn im Krankenhaus nicht noch stärker zu belasten versuchen er und seine Geschwister das Familienhotel weiter am Laufen zu halten, erfinden eine Vertretung und müssen gegen eine Verpfändung ankämpfen, sonst droht dem Hotel das Ende.

Schon seltsam, dass Leute, die sterben, andere, die nicht sterben, trösten. Aber so seltsam ist es auch wieder nicht, denn wer weiterlebt, der steht hinterher mit seinem Kummer da, und man selbst ist tot und kriegt nichts mehr mit. Ich finde, mit Sterbenden sollte man schöne Erinnerungen wachrufen,, damit sie das Gefühl haben, im Leben alles richtig gemacht zu haben. Wie eine Art letzter großer Applaus von den Zuschauern, kurz vor Spielende. (S.34)

Auch wenn Kos’ die Geschichte aus seiner Sicht erzählt, so kommt doch immer wieder seine Flamme Isabel zu Wort. so dass die ganzen Verrücktheiten, die Sjoerd Kuyper in seiner Geschichte auffährt, noch besser zur Geltung kommen, da man so als Leser direkt an Kos’ aber auch Isabels persönlichen Gedanken und Gefühlen teil hat.
Nicht nur Kos, auch seine Schwestern wachsen an der verantwortungsvollen Aufgabe, der sie sich durch die Krankheit und den langen Krankenhausaufenthalt ihres Vaters gegenübergestellt sehen, und alle drei finden etwas, woran sie sich festhalten können und worin sie Trost finden.

Eigentlich wäre die Geschichte sehr traurig, wenn die Figuren in Kuypers Geschichte nicht so stark wären und der Roman vor verrückten Ideen so übersprudeln würde. So bleibt dem Leser selbst in dem drohenden Aus des Hotels das Lachen erhalten, weil die Geschwister die abstrusesden Ideen haben, um an das benötigte Geld zu kommen. Daneben ist die erste Liebe herrlich menschlich und realitätsnah erzählt und das Thema Tod und Sterben wird zart und gefühlvoll behandelt und den jugendlichen Lesern näher gebracht. Wobei Sjoerd Kuypers Geschichte so vielschichtig und tiefgehend ist, dass das Buch auch für erwachsene Leser uneingeschränkt zu empfehlen ist!

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