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[REZENSION] Joyeux Noël

Redakteur: Anette Leister

Titel: Joyeux Noël
Autor: Antje Wagner
Reihe: -/-
Ausführung: ebook, 32 Seiten

Autor:
Antje Wagner, geb. 1974 in Lutherstadt Wittenberg, schreibt Bücher für Erwachsene und Jugendliche. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Leipziger Lesekompass, den ver.di Literaturpreis und dem Mannheimer Feuergriffel.
Gerade hat sie einen Erzählband beendet, der unter einem Pseudonym erscheinen soll.
Als nächstes geplant sind ein Mysteryroman für Erwachsene und ein unheimlicher Jugendthriller.
Besuche Antje Wagner auch auf Facebook: https://www.facebook.com/pages/Antje-Wagner/1524755244414251 und auf ihrer Website: www.wagnerantje.de

JOYEUX NOEL

“Joyeux Noël” ist eine weihnachtliche Kurzgeschichte aus der Feder von Antje Wagner. Wer ihre Romane kennt, wird sich vielleicht denken können, dass es alles andere als besinnlich in ihrer Weihnachtsgeschichte zugeht.

Alicia ist eine junge Frau, die das Alleinsein sehr schätzt. Trotz anfänglicher Bedenken gibt sie jedoch am Heiligen Abend ihrem Nachbarn Noël eine Notunterkunft, als dieser von seiner Freundin vor die Tür gesetzt wird. Der Wortwechsel zwischen Noël und Alicia an deren Wohnungstür hat mich schon aufhorchen und auf das gefasst machen lassen, was mich dann im Laufe der Geschichte erwartete. Nach einigen Büchern und Kurzgeschichten Antje Wagners bin ich aufmerksamer geworden, was ihre ausgelegten Fährten angeht ;) Wagner-“Neulinge” werden jedoch sicher davon überrascht werden, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt, die mit einem Akt der Nächstenliebe beginnt und zu einem Psychothriller ausartet.
Auch wenn eine Kurzgeschichte weit weniger Raum als ein Roman bietet, gelingt es Antje Wagner wieder einmal meisterlich ihre Charaktere auszuarbeiten und mit ihren sprachlichen Fähigkeiten die Atmosphäre zu verdichten.
Für mich bot die Geschichte Interpretationsmöglichkeiten auf mehreren Ebenen, neben der relativ klaren Interpretation, die auf Noëls wahrem Charakter basiert, ist “Joyeux Noël” auch eine recht eigenwillige Nacherzählung der biblischen Herbergssuche und darüber hinaus eine Deutung von zwischenmenschlichen Beziehungen – sei es in einer Partnerschaft oder einer Freundschaft -, dass es Menschen gibt, die sich meisterlich verkaufen können und deren eigentliche und “dunkle” Charaktereigenschaften sich erst mit der Zeit offenbaren, wenn es für den Partner oder Freund schon zu spät sein kann, um sich aus den Fängen einer parasitären Beziehung zu befreien. So macht das Ende der Geschichte einerseits Mut und stimmt zuversichtlich, andererseits ist es auch beängstigend, weil es immer wieder Menschen gibt, die auf einen Noël hereinfallen und sich ausnutzen lassen.
Mich hat diese un-weihnachtliche Geschichte sehr nachdenklich gestimmt und ich werde sie sicher dieses Weihnachten nicht zum einzigen Mal gelesen haben, vor allem, da ich aus anderen Werken Antje Wagners schon das Wissen gezogen habe, dass ich bei einem wiederholten Lesen ihrer Bücher oder Kurzgeschichten immer auf weitere Feinheiten ihrer Sprache und ihrem Talent Hinweise auf die Auflösung ihrer Geschichten bereits am Anfang einzustreuen, aufmerksam werde, die mir beim ersten Lesen entgangen sind.
Wenn es sich bei einem Autor lohnt, Geschichten zu re-readen, dann mit Sicherheit bei Antje Wagner! Und wer diese geniale und vielseitige Autorin bislang nicht kennengelernt hat, sollte sich vielleicht mit diesem Appetittappen an ihre Werke ranwagen!

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