Film-Rezension

[FILM-REZENSION] Tschick

Redakteur: Anette Leister

Titel: Tschick
Regie: Fatih Akin
Darsteller: Anand Batbileg, Tristan Göbel, Mercedes Müller u.a.
Studio: Studiocanal
Reihe: -/-
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: ca. 89 Minuten

 

 

TSCHICK

 
“Tschick” ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Wolfgang Herrndorf aus dem Jahr 2010, der ein Jahr später mit dem Deutschen Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Leider habe ich das Buch bislang nicht gelesen, wobei mir dies sicher bei der Literaturverfilmung zu Gute kam, da ich so keine Vergleiche zum Buch ziehen konnte hinsichtlich ausgelassener Szenen oder Charaktere, die ich mir sonst möglicherweise anders vorgestellt hätte.
 
“Tschick” ist ein Road Movie und eine Coming of Age Geschichte, die vom Ich-Erzähler Maik erzählt wird. Der Film beginnt mit einer Szene kurz vor dem Ende, bevor die Kulisse in Maiks Schule wechselt, wo er vor seiner Klasse einen Aufsatz liest, der den Zuschauer mit seiner familiären Situation bekannt macht. Maiks Mutter liebt ihren Sohn, ist auf Grund ihrer Alkoholsucht jedoch häufiger in Erziehungskur, der Vater ist ständig mit seiner jüngeren Assistentin auf “Geschäftsreise”. Maiks Zuhause wirkt steril und tatsächlich wie eine reine Filmkulisse, die Begegnung mit dem Außenseiter Tschick – eigentlich Andrej Tschichatschow – holt ihn aus seiner fassadenhaften Welt und beschert ihm seinen bislang besten Sommer, als die beiden in einem geklauten Lada auf einen Roadtrip in die Walachai aufbrechen. Auf diesem Weg begegnen sie teils skurrilen Charakteren, daneben ist es aber auch eine Reise zu sich selbst und zueinander, denn vor diesem Ausbruch konnte Maik Tschick überhaupt nicht leiden. Eine Schlüsselszene hierfür ist vielleicht die Plastiktüte, die Tschick mit sich führt, als er den ersten Tag in der Schule ist, in dem sich eine Flasche Alkohol befindet, was Maik sicherlich an die Probleme seiner Mutter erinnert. Neben den Hauptdarstellern sind es die außergewöhnlichen Nebenfiguren und einige Überraschungen auf der Reise, die den ganzen Film sehr kurzweilig gestalten und zu einem gelungenen Road Movie machen, bei dem keine Minute zu lang oder als Füllmaterial wirkt.

Neben der beeindruckenden Bildsprache, dem sterilen, fassadenhaften Zuhause Maiks im Gegensatz zu der Welt, die er gemeinsam mit Tschick entdeckt, hat mich vor allen Dingen der überraschend zusammengestellte Soundtrack vom Hocker gehauen, Richard Claydermans Ballade “Pour Adeline” erfüllt das Auto, bis die Kassette Opfer eines Bandsalates wird, während der Lada später im Sumpf bei den Klängen von “Hurra die Welt geht unter” von K.I.Z. feststeckt. Danach dauert es nicht mehr lange bis die Reise der beiden Jungs ein jähes Ende findet, welches den Bogen zur Anfangsszene des Films schlägt. Maik hat sich in diesem Sommer dank Tschick verändert und auch das schwierige Verhältnis zu seinen Eltern findet eine überraschende und abrupte Klärung: die Wendung schlägt in wahrsten Sinne des Wortes ein!

“Tschick” ist eine Geschichte über einen außergewöhnlichen Sommer und eine Freundschaft zwischen zwei Jungs, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen und doch zu einer großen Freundschaft finden. Fatih Akins Verfilmung des Romans von Wolfgang Herrndorf überzeugt mit starken Bildern, die jedoch die agierenden Haupt- und Nebencharaktere nicht überschatten.

Ich werde “Tschick” sicherlich noch öfter ansehen, und auch die Lektüre der Romanvorlage nachholen.

“Tschick” ist seit dem 09.03.17 auf DVD, BluRay und als Special Edition mit umfangreichem Bonusmaterial erhältlich.
 
 

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2 thoughts on “[FILM-REZENSION] Tschick

  1. Huhu Anette,

    hat mein Ältester vor einiger Zeit mal als Buch gelesen..Tipp unseres örtlichen Buchländlers und es hat gepasst.

    LG…Karin…

    1. Das Buch habe ich leider noch nicht gelesen, aber den Film kann ich auf jeden Fall empfehlen, wobei ich nun schon einige Male gehört habe, dass das Buch noch um Welten besser sein soll!

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