Redakteur: Anette Leister
Regie: Marc Rothemund
Darsteller: Kostja Ullmann, Jacob Matschenz, Anna Maria Mühe, Alexander Held, Johann Bülow u.a.
Studio: Studiocanal
Reihe: -/-
FSK: ab 6 Jahren
Laufzeit: ca. 107 Minuten
MEIN BLIND DATE MIT DEM LEBEN
Saliya, kurz Sali genannt, lebt für die Gastronomie! Als Sohn einer deutschen Mutter und eines singhalesischen Vaters liebt er von Kindesbeinen an die Küche aus dem Heimatland seines Vaters und träumt davon später in einem angesehen Sternehotel arbeiten zu dürfen. Als er im Alter von fünfzehn Jahren quasi über Nacht so gut wie sein gesamtes Augenlicht durch eine Netzhautablösung verliert, droht sein Lebenstraum wie eine Seifenblase zu zerplatzen. Doch Sali gibt nicht kampflos auf, er büffelt wie ein Ochse, um trotz seiner Behinderung sein Abitur an einer normalen Schule zu bestehen und nachdem es auf die ersten ehrlichen Bewerbungen für eine Ausbildung im Hotelfach nur Absagen hagelt, baut er mit Hilfe seiner Mutter und seiner Schwester ein Gerüst aus Lügen und Blendung auf. Tatsächlich schafft er es so an einem renommierten Münchner Hotel für die Ausbildung zugelassen zu werden und ein anstrengender Alltag zwischen Traum und Lüge nimmt seinen Lauf…
Saliya Kahawattes Lebensgeschichte hat mich beeindruckt! Natürlich wurde für die Verfilmung einiges aufgelockert, beschönigt, gestrafft, rausgekürzt oder erfunden. So sind es mitnichten nur die Jahre seiner Ausbildung gewesen, in denen Sali seiner Umgebung den Sehenden vorgegaukelt hat, 15 Jahre lang hat er es geschafft, bevor sein Lügengerüst eingestürzt ist, und dazu bedurfte es weiterer Krankheiten und Suchtproblemen, die im Film nicht alle umgesetzt wurden, aber doch soweit, dass der Zuschauer hautnah zu spüren bekommt, welchem Stress und welcher Belastung Sali in dem Zeitraum ausgesetzt war, in dem er sein Lügengerüst aufrecht erhalten hat, welche Anstrengungen er unternehmen musste, um nicht gegenüber Arbeitskollegen und Kunden aufzufliegen. Er muss mehr lernen als seine sehenden Kollegen, und nachdem sein Vater die Familie verlassen hatte, muss er neben der Ausbildung sogar noch Aushilfsjobs annehmen, um seiner Mutter finanziell unter die Arme greifen zu können. Die Verfilmung hat dank der eingeflochtenen Liebesgeschichte zwischen Sali und der alleinerziehenden Laura, und der Freundschaft zu seinem Kollegen Max, auch etliche romantisch-schöne, beziehungsweise lustig-lebensbejahende Szenen, aber neben der Leichtfüßigkeit, die gerade durch diese beiden Figuren in den Film gebracht werden, verliert sich die Geschichte niemals in Belanglosigkeiten und lässt die wichtigen Botschaften, die sie vermitteln will, nie aus den Augen. Zumal es immer wieder zu Szenen kommt, die den Zuschauer hart auf den Boden der Tatsachen zurückfallen lassen und deutlich machen, dass man hier keine leichte Liebeskomödie eingeschaltet hat, sondern einen Film, der etwas zu erzählen und zu vermitteln hat, mit Schauspielern, die den Grat zwischen Unterhaltung und Message zu jeder Zeit mit Bravour meistern.
Angelehnt an der wahren Geschichte Saliya Kahawattes zeigt „Mein Blind Date mit dem Leben“ die Widrigkeiten und Hürden, die Menschen mit Behinderungen in den Weg gestellt werden und die es zu überwinden gilt im Kampf gegen die Vorurteile, die ihnen von ihrem Umfeld entgegengebracht werden, wenn man im Leben seine Träume verwirklichen will. Gleichzeitig vermittelt der Film eine wunderbare Botschaft, dass (fast) alles zu schaffen ist, wenn man an sich glaubt, aber nicht, wenn man den Weg alleine geht, sondern mit Freunden an der Seite, die auch in schwierigen Zeiten bei uns sind und an uns glauben!
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