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[COOL-TOUR-KATZE] Lesung und Diskussion zu „The Hate U Give“ im Literaturhaus Frankfurt (Angie Thomas)

Redakteur: Anette Leister

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Am 19. September war die Autorin Angie Thomas zu Gast im Literaturhaus Frankfurt, um ihren Debütroman „The Hate U Give“ vorzustellen.
Moderiert wurde die Lesung von Fridtjof Küchemann, die deutschen Lesungsparts übernahm die Schauspielerin Nelly Politt.
 

 

„The Hate U Give“ ergibt abgekürzt das Wort THUG, ein Wort, dass in dem Roman eine tragende Rolle spielt, deshalb hat sich der deutsche Verlag entschieden den Originaltitel beizubehalten.

The
Hate
U
Give
Little
Infants
Fucks
Everybody

Bekannt geworden sind die beiden Wörter „Thug Life“ durch den 13.9.1996 verstorbenen amerikanischen Rapper Tupac „2Pac“ Shakur. Was „Thug Life“ bedeutet, erklärte er damals in einem Interview: „Die Anfangsbuchstaben von „The Hate U Give Little Infants Fucks Everybody“ bilden die beiden Wörter „Thug Life“. Frei übersetzt heißt das: „Den Hass, den ihr kleinen Kindern entgegenbringt, zerstört jeden“.“

 

 

Nach einer kurzen Einführung von Fridtjof Küchemann lasen zunächst Angie Thomas, dann Nelly Politt die Szene, in der Kalil, der Freund der Protagonistin Starr von einem Polizisten in einer Kontrolle ermordet wird. Die Szene ist sehr emotional und ging von den beiden vorgetragen noch näher als beim Lesen.

 

 

 

HIER REINLESEN!

Da die Lesung vor Schulklassen stattfand, die das Buch anscheinend als Schullektüre behandelt hatten und zudem umfangreiche Ausschnitte aus dem Buch vorgelesen wurden vor der Diskussionsrunde, empfiehlt es sich die Leseprobe durchzulesen, sonst kann man möglicherweise nicht mit allen Punkten etwas anfangen, die in der Frage und Antwort Runde angesprochen wurden.

„The Hate U Give“ erzählt die Geschichte von Kalil, obwohl dieser im zweiten Kapitel stirbt. Viel zu oft werden solche Geschichten unter den Teppich gekehrt, sie tauchen bestenfalls als Hashtag in irgendwelchen Nachrichten auf. Häufig werden die Ermordeten sogar für ihren eigenen Tod verantwortlich gemacht. Sie tauchen in den Nachrichten als mutmaßlicher Drogendealer auf, niemanden interessiert es, dass sie Freunde und Familie hatten, falls sie wirklich mit Drogen gedealt haben, interessiert es niemanden, warum sie dies tun mussten. Keiner redet darüber, welches Potential in dem Ermordeten gesteckt hätte, wenn er nur die Chance gehabt hätte, mehr aus seinem Leben zu machen…

Auf der Beerdigung sehen Starr und ihre Familie, dass jemand T-Shirts gedruckt hat „Justice for Khalil“, dies ist von einer Gruppe „Just Us For Justice“, die Aktivistin April Ofra ermutigt Starr zu reden, nicht nur, um Gerechtigkeit für Khalil zu erreichen, sondern Gerechtigkeit für alle. Starr lässt sich von ihr überzeugen, dass sie etwas tun muss, dass sie es Khalil schuldig ist, damit er eben nicht als Hashtag endet. April Ofra organisiert ein Fernsehinterview für Starr…

 

 

 

 

WOZU HAT MAN EIGENTLICH EINE STIMME, WENN MAN IN DEN ENTSCHEIDENDEN MOMENTEN SCHWEIGT?

Angie Thomas will zeigen, dass es sehr wohl etwas bringt, wenn man seine Stimme erhebt, obwohl viele – gerade junge – Leute denken, dass es nichts bringt, wenn sie etwas sagen. Man soll seine Energie positiv nutzen, dann kann man etwas erreichen!

Das Verlagswesen in den USA ist sehr „weiß“, nur 7% der Kinder- und Jugendbücher haben schwarze Hauptfiguren, noch weniger sind mit Latinos oder Asiaten besetzt, dem gegenüber stehen ungefähr 25% Bücher, in denen Hunde und Katzen die Hauptrolle spielen.

„The Hate U Give“ ist ursprünglich als Kurzgeschichte am Collage entstanden. Wie Starr lebte auch Angie zwei Leben. Die Angie, die in ihrem schwarzen Viertel groß geworden ist, und die Angie, die sich auf ihrer weißen Schule anpasste und verschwieg, wie ihr alltägliches Leben in ihrer Siedlung aussah mit Gangleben, Drogendealern, Polizeigewalt… So schweigt Starr im Buch sehr lange gegenüber ihren Freunden, dass sie die Augenzeugin beim Tod des mutmaßlichen Drogendealers war. Eine Kernaussage im Buch ist, dass wahre Freunde die sind, die beide Seiten von einem akzeptieren, Starr braucht sehr lange, um das zu sehen und zu akzeptieren.
Angie hat die Geschichte geschrieben für sich selbst, aber auch für die Kinder und Jugendlichen aus ihrer Nachbarschaft. Jeder weitere Leser, der zu ihrem Buch greift, ist ein Bonus für sie. Angie Thomas hätte nie gedacht, dass sich überhaupt jemand für ihr Buch interessiert, weil sie sich als Jugendliche nie in den Regalen der Buchhandlung repräsentiert gesehen hat. Sie ist aufgewachsen mit „Twilight“ und „The Hunger Games“, darin kamen keine schwarzen Jugendlichen wie sie vor.
Sie wollte schreiben, wie Rapper rappen. Sie wollte schreiben, wie die Personen in ihrer Nachbarschaft reden und handeln, sie wollte es für die Kinder aus ihrer Nachbarschaft schreiben, sie sollten sich darin wiederfinden.

Die Fragen der deutschen Leser sind ganz andere als die ihrer amerikanischen Leserschaft. In den USA interessieren sich die Leser mehr für die Charaktere aus dem Buch, in Deutschland möchten die Leser viel über die kulturellen Hintergründe erfahren.

Angie Thomas ist ein großer Fan von Harry Potter und macht in ihrem Debüt einige Anspielungen auf die Reihe von J.K. Rowling, unter anderem, dass Starrs Vater behauptet, die vier Häuser auf Hogwarts wären Gangs, J.K. Rowling hat das Buch gelesen und fand die Beschreibung sehr lustig, aber auch treffend, was Angie Thomas sehr stolz gemacht hat.

Aktuell wird THUG verfilmt. Angie Thomas ist sehr begeistert vom Cast des Films. Der Regisseur ist unter anderem bekannt für die Netflix-Serie „This is us“, Starr wird verkörpert von Amandla Stenberg, bekannt aus „The Hunger Games“ und „Everything, Everything“. Angie Thomas hat zwar nicht das Drehbuch für die Verfilmung geschrieben, aber sie darf dennoch großen Einfluss auf die Umssetung ihres Romans nehmen.

 

 

Wie Starr hat auch Angie Thomas von einem Verwandten neben der „normalen Aufklärung“ ein wichtiges Gespräch in ihrer Jugend erhalten, wie sie sich gegenüber Polizisten verhalten soll. Es steckt also einiges in der Figur Starr von Angie. Eigene Erfahrungen, aber auch viel von dem Mut und dem Kampfgeist, wie ich während der Diskussion erleben durfte. Angie Thomas ist eine sehr beeindruckende Frau, die mich mit ihren Aussagen und ihrem Enthusiasmus während der Lesung beinahe zum Weinen gebracht hat.

 

 

Vielen Dank an Angie Thomas für ihren großartigen Debütroman, an ihren deutschen Verlag und das Literaturhaus Frankfurt für diese beeindruckende Veranstaltung, die mir sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben wird!
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