Interview

[BLOGSPECIAL] Lars Simon: Interview

Redakteur: Julia Ehrenberg

 

Lars Simon, Jahrgang 1968, hat nach seinem Studium lange Jahre in der IT-Branche gearbeitet, bevor er mit seiner Familie nach Schweden zog, wo er als Handwerker tätig war. Heute lebt und schreibt der gebürtige Hesse wieder in der Nähe von Frankfurt am Main. Bisher sind von ihm bei dtv die Comedy-Romane ›Elchscheiße‹, ›Kaimankacke‹ und ›Rentierköttel‹ sowie der Urban-Fantasy-Roman ›Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen‹ erschienen. Lars Simon ist ein Pseudonym. (Quelle: dtv)

 

 

Lieber Lars,


deine ersten Bücher waren historische Romane. Danach kamen in Schweden spielende Comedy-Romane, jetzt schreibst du mit den Werken um Lennart Malmkvist im Bereich Urban-Fantasy, hast aber gleichzeitig mit Gustafssons Jul auch eine realistische Weihnachtsgeschichte geschrieben. Machen dir alle Genre gleichviel Spaß? Oder hat eines dein Herz besonders erobert?
 
Ich muss gestehen, dass mir Genregrenzen eigentlich relativ Wurst sind. Mich interessieren nur fesselnde Geschichten und faszinierende Figuren. Das Problem dabei ist, dass man sich auf ein Genre festlegen muss, weil man es sich sonst schlicht und ergreifend schwer macht, seine Bücher zu verkaufen. Zumindest ist das (in Deutschland) so, wenn man nicht schon wahrhaft berühmt ist – dann geht das trotzdem. Wenn man meine Bücher liest und kennt, ganz gleich, ob die frühen Historischen Romane oder die aktuellen Werke, so wird man immer einen mehr oder weniger ausgeprägten Anteil an Fantastik, Magie und schöner Unmöglichkeit darin finden. Denn ist das nicht der Grund, warum wir lesen? Träume?
 
 
Die Romane rund um Lennart Malmkvist sind dem Genre Urban-Fantasy zuzuordnen, kommen einem beim Lesen tatsächlich aber gar nicht so fantastisch vor. Freut es dich, dass die Bücher auch bei Nicht-Fantasy-Lesern begeisterte Anhänger finden?
 
Also, wenn einem sprechende Möpse, regengefrierende Leierkastenmänner und orakelnde Keksdosen nicht fantastisch vorkommen, dann ist man einiges gewöhnt, würde ich meinen ;) Aber natürlich ist diese Reihe nicht nur eine Zaubererlektüre, sondern eben auch die Geschichte eines jungen Mannes, der seinen Weg finden muss, gegen alle Widerstände wie Jobverlust, den eigenen Vater oder dem Gewinnen und dem Verfall von Freundschaften und Liebe. Vielleicht gefällt sie deshalb auch Menschen, die mit (Urban-) Fantasy ansonsten nicht so viel am Hut haben. Das freut mich allemal!
 
 
Eine wichtige Rolle in den Büchern spielt der Mops Bölthorn. Wie kamst du auf diese Figur? Warum ausgerechnet ein übergewichtiger Mops?
 
Weil der cooler kommt als ein dürrer Dackel (obwohl der auch etwas hätte). Auf die Figur kam ich wie auf alle Figuren: beobachten, sprechen, zuhören, merken.
 
 
Wie findest du die Namen deiner Figuren? Bölthorn und auch Buri Bolmen sind ja nicht gerade alltägliche Namen. Oder sind sie das in Schweden vielleicht doch?
 
Ha! Erwischt! Alle meine (wichtigen) Figuren besitzen Namen, die eine tiefere Bedeutung oder zumindest einen charakteristischen Bezug zur Figur haben. Das gilt übrigens für alle meine Romane. Namen sind essentiell für eine Figur. Wer’s nicht glaubt, der gebe „Bölthorn“, „Tysja“ oder „Buri“ mal z.B. bei Wikipedia ein (oder nehme ein gutes, altes Lexikon zur Hand) und wundere sich … Und nein, in Schweden würde (daher; vgl. Wikipedia oder Lexikon) niemand sein Kind „Bölthorn“ nennen. Na, ja, vielleicht doch, aber diese Eltern wohnen dann wahrscheinlich j.w.d. und hätten eine, nennen wir es mal, recht individuelle Lebens- und Religionseinstellung.
 
 
Und wo wir bei der Namensgebung sind, wie entstehen die Titel der Bücher? Hast du da Mitspracherecht? Oder kommen die Vorschläge vielleicht sogar von dir? „Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen“ und „Lennart Malmkvist und der ganz und gar wunderliche Gast aus Trindemossen“ sind ja recht sperrige Titel, die gerade deswegen auffallen und in Erinnerung bleiben.
 
Zweck erreicht :) Ja, die Titel kommen von mir. Zuerst als so genannte Arbeitstitel, und später werden sie dann vom Verlag gutgeheißen oder verändert. Mitspracherecht habe ich schon – ähnlich wie beim Cover – aber die Entscheidung trifft letztlich der Verlag.
 
 
 
Du hast selbst mehrere Jahre in Schweden gelebt. Kennst du die Schauplätze deiner Romane alle persönlich?
 
Ja, die allermeisten, sofern sie nicht teilfiktiv sind (also Orte, die zwar in einer realen Gegend angesiedelt sind, so aber nicht existieren), wie z.B. die Höhle von Äskestock. Äskestock an der schwedischen Ostküste gibt es (und ich war schon dort), auch Höhlen gibt es da, aber eben nicht die eine Höhle, die ich beschreibe. Ansonsten war ich letztes Jahr sogar nochmals auf Recherchereise in Göteborg.
 
 
Könntest du dir vorstellen, auch einen in Deutschland spielenden Roman zu schreiben?
 
Klar. Habe ich außerdem schon. Meine Historischen Romane haben alle in Deutschland gespielt. Allerdings werde ich als „Lars Simon“ wohl in Schweden bleiben; was „Alf Leue“ noch alles so schreibt, wird sich weisen.
 
 
Gibt es etwas aus/an Schweden, das du vermisst, jetzt wo du wieder in Deutschland bist?
 
Ruhe. Land. Tiere. Wetter. Weit entfernte Nachbarn.
 
 
Und was aus Deutschland hast du am meisten vermisst, während du in Schweden warst?
 
Meine Freunde. Anständiges Essen und städtische Kultur. Vielleicht sollte ich verständnishalber noch erläutern, dass wir damals 6 Jahre lang auf Bauernhöfen gelebt haben, die jeweils ca. 30 km von der nächsten nennenswerten Stadt (mit Kino und Supermarkt und so weiter) und ca. 60-120 km von einer größeren Stadt entfernt lagen.
 
 
Vielen Dank für das Interview :)
 
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3 thoughts on “[BLOGSPECIAL] Lars Simon: Interview

  1. Huhu Anette,

    lieben Dank für Dein Interview, das war nochmal ein schöner Rückblick auch an unser Treffen auf der FBM :-)

    Liebe Grüße
    Konzi von Lagoonadelmar

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