Rezension

[REZENSION] Nackt über Berlin

Redakteur: Christiane Demuth

Titel: Nackt über Berlin
Autor: Axel Ranisch
Verlag: Ullstein fünf
Reihe: -/-
Ausführung: Hardcover, 384 Seiten

 

Autor:
Axel Ranisch, Regisseur, Schauspieler und Opernschreiber ist ein kreativer Tausendsassa. Nach den Filmen »Dicke Mädchen«, »Ich fühl mich Disco« und »Alki Alki« hat er nun seinen Einfallsreichtum in Literatur gegossen.

 

NACKT ÜBER BERLIN

Jannik und Tai, absolut gegensätzlich und doch auf einer Wellenlänge – Wirklich? Zumindest führt Janniks heimliche Leidenschaft dem Mitschüler und Freund gegenüber dazu, dass er sich mitreißen lässt in eine Situation, die schon bald aus dem Ruder gerät. Denn die beiden Jugendlichen halten den Direktor ihrer Schule in seiner eigenen Wohnung gefangen. Damit allerdings nicht genug, mittels diverser Methoden erhalten sie einen tiefen Einblick in das Seelenleben eines gebrochenen Mannes. Bekommen Musikgenie Jannik und Technikfreak Tai die Kurve oder driften sie immer weiter ab, weit über die Grenzen der Legalität hinaus?

Unweigerlich stellt man sich gleich nach den ersten Seiten die Frage: Wie hoch ist der Anteil persönlicher Erfahrungen des Autors? Er selbst sagt: „Dieser Roman bin ich, trotzdem ist alles erfunden.“ Möglicherweise sind ihm einige Gedankengänge vertrauter als andere, aber vielleicht ist auch wirklich alles nur Fiktion, kein Außenstehender vermag dies konkret zu beantworten. Für das Leseerlebnis spielt dies allerdings auch eigentlich überhaupt keine Rolle, man versucht schließlich sich auf den Inhalt einzulassen, unabhängig biographischer Genauigkeiten.

Die sprachliche Darstellung, vor allem die Kommunikation der jugendlichen Protagonisten, gerät recht derb. Es scheint als würde ein überspitztes Bild der aktuellen Jugendbewegung gezeichnet, welches gleichzeitig recht konstruiert daher kommt. Auf der anderen Seite werden nämlich durchaus weichere Töne angeschlagen, die stilistisch kaum zu den anderen Sequenzen passen wollen, wodurch keine Einheit gebildet wird. Vielmehr scheint es als bestünde der Roman aus verschiedenen Handlungssträngen, die zwar immer wieder Berührungspunkte aufweisen, aber dennoch vollkommen voneinander abgegrenzt sind, nicht inhaltlich, sondern rein sprachlich. Dadurch ist der Leser ein ums andere Mal irritiert, wenn wieder ein Wechsel ansteht und der Lesefluss ins Stocken gerät.

Die Idee hinter dieser fast schon verkorksten Liebesgeschichte ist originell und abgedreht, in der Umsetzung dann aber doch nicht immer konsequent. Auch wenn es sich bei den Hauptprotagonisten um sprunghafte Teenager handelt, so sollte doch ein gewisses Maß an Kontinuität vorhanden sein. Selbstfindung ist ein Prozess, der nicht „mal eben“ abgehakt ist, das bringt eine gewisse Unruhe in die Darstellung.

Im Großen und Ganzen ist Axel Ranisch ein Debütroman gelungen, über den der Leser noch einige Zeit nachdenken wird, der ihn aber auch zum Teil irritiert und unbefriedigt zurück lässt.

 

 
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