Redakteur: Christiane Demuth
Autor: Jessica Fellowes
Übersetzer: Andrea Brandl
Verlag: Pendo
Reihe: Die Schwestern von Mitford Manor 1
Ausführung: Taschenbuch, 496 Seiten
UNTER VERDACHT
Für Louisa ist es die Chance aus den Fängen ihres Onkels zu entkommen. Zwar muss sie dafür auch ihre Mutter verlassen, aber die Vorteile überwiegen und so ist sie heilfroh, als sie trotz Anlaufschwierigkeiten eine Anstellung bei den Mitfords erhält. Doch über ihre Vergangenheit schweigt sie so gut es geht, niemand darf ihre wahren Beweggründe jemals erfahren. Schnell findet Louisa einen Draht zu den Töchtern des Hauses, vor allem zu Nancy, die nur zwei Jahre jünger ist als sie selbst. So kommt es, dass die beiden jungen Frauen sich plötzlich als Ermittlerinnen in einem Mordfall wiederfinden, der eine Vielzahl an Fragen aufwirft und mit jedem gelösten Problem noch undurchsichtiger erscheint.
Würde man nicht immer wieder daran erinnert, dass sich das Geschehen Anfang der 1920er Jahre abspielt und der Erste Weltkrieg noch nicht weit zurück liegt, könnte man meinen die Geschichte könne ebenso gut in der Neuzeit angesiedelt sein. Dabei sind diverse historische Aspekte unabdingbar und folglich wichtig für den Verlauf der Erzählung, die mit einem Knall startet, sich dann aber erst einmal zurücknimmt, um langsam aber sicher erneut Fahrt aufzunehmen. Man sollte sich ob der ruhigen Darstellung allerdings nie zu sicher sein, es gibt durchaus den ein oder anderen aufbrausenden Moment, vor allem dann, wenn man ihn am wenigsten erwartet.
Mit den Figuren wird man schnell warm und verteilt intuitiv wie gezielt seine Sympathien. Obwohl von vornherein klar ist, dass eigentlich niemandem so recht zu trauen ist, versucht man jedem eine gerechte Chance zu geben, von sich zu überzeugen. Manche ergreifen sie, andere nicht, doch schlussendlich kann und wird erst die Zeit zeigen, ob man sich auf sein Gefühl verlassen kann oder ob es großartige Schauspieler unter den Protagonisten gibt.
„Mr. Sullivan!“, keuchte sie. „Ich bin’s.“ Sie lachte, als sie sah, wie er die Augen hinter seiner Brille zusammenkniff, mittlerweile ein vertrauter, fast liebgewonnener Anblick.
„Oh, ja.“ Guy spürte, wie sein Herz einen Hüpfer machte. „Wie schön, dass Sie kommen konnten.“
„Kein Problem, ich hatte ohnehin viele Überstunden.“ Was nicht einmal gelogen war. Nur Nancy hatte einen Aufstand gemacht, weil sie unbedingt hatte mitkommen wollen. (S. 260)
Es hat sich hier ein gar seltsames, aber dennoch illustres Gespann zusammengefunden, das als Ermittlerteam fungiert. Selbstverständlich ohne Genehmigung und in weiten Teilen ohne die entsprechende Vorbildung, aber mit einem erklärten Ziel, wenn schon von offizieller Seite aus nichts weiter geschieht. Die Figuren selbst waren vermutlich nicht minder überrascht als ihnen aufging in welch eine Situation sie sich manövriert haben. Nichtsdestotrotz behalten sie den Blick nach vorne gerichtet, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Stellt sich nur die Frage, ob sie dabei möglicherweise Dinge zutage fördern, die lieber unentdeckt geblieben wären.
Auch wenn nicht ausdrücklich ausgewiesen, so kann man ohne weiteres von einem Spannungsroman sprechen, da diverse Elemente zu finden sind, die dies belegen. Sicherlich gibt es einige Passagen, die eine Kürzung vertragen hätten, in der Gänze jedoch fiebert der Leser mit und möchte unbedingt wissen was es nun mit dem mysteriösen Mord an der Krankenschwester auf sich hat. Doch Obacht: Nicht jede Erkenntnis ist leicht zu verdauen.
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