Redakteur: Anette Wolf und Julia Ehrenberg/tealicious books
Fotos: Anette Wolf
Mit Bjørn F. Rørvik interviewten wir einen weiteren Autor des Gastlands Norwegen. Ein Interview, bei dem wir viel Spaß und viel zu Lachen hatten, wie bereits bei der Lektüre der „Böckchen-Bande im Schwimmbad„, die im Klett Kinderbuch Verlag erschienen ist.
Hallo, danke, dass du dir die Zeit für ein Interview nimmst.
Hello and thank you for taking time for an interview with us.
Vorgestern hatten wir ein Interview mit Maria Parr und sie hat uns erzählt, dass ihre Kinder deine Bücher lieben, und dass sie auf einem norwegischen Märchen basieren.
The day before yesterday we had an interview with Maria Parr and she told us, that her children loves your books and that they are based on a Norwegian fairy tale.
Ja, sie basieren auf einem alten Märchen, aber ich habe es etwas modernisiert. Die alte Geschichte ist deprimierend, aber ich habe nicht alles geändert, es ist irgendwie noch da, man kann einige der Dialoge wiedererkennen und den Twist, das ist das, was es lustig macht. Es ist ein altes, wirklich sehr bekanntes Märchen. Jedes norwegische Kind ab 3 kennt es und das macht es einfach, damit zu spielen.
Yes, it is based on an old fairy tale, but I have made it a bit more modern. The old tale is downing, but it’s not all thrown away, it’s still there somehow, you can recognize some of the dialogue with the twist, that is what makes it funny. It’s an old very well known tale in Norway, every child from the age of 3 knows it and it is easy to play with it.
Waren es die gleichen Figuren in dem Märchen oder hast du sie verändert?
It were the same figures in the fairy tale or do you changed them?
Ja, es geht um die drei Böckchen, das kleinste Böckchen, das mittlere Böckchen und das größte Böckchen. Sie müssen diese Brücke überqueren, um auf den Berg auf die Alm zu kommen, jedes Jahr wieder. Das kleinste muss zuerst gehen und der Troll fragt es „Wer geht auf meiner Brücke?“ und das kleinste Böckchen sagt „Oh, es ist nur das kleinste Böckchen auf dem Weg zur Alm“. Und der Troll sagt „Ich hole dich“ und das Böckchen sagt „Nimm nicht mich, meine Brüder sind größer und dicker.“ Und der Troll lässt es gehen. Dann kommt das mittlere Böckchen und die Geschichte wiederholt sich. „Nimm nicht mich, nimm meinen Bruder.“ Und das größte Böckchen bekämpft den Troll und sticht ihm die Augen aus. Das ist die Geschichte und sie ist einfach für Kinder nachzuspielen. Sie ist sehr bekannt und wir haben sie neu gemacht. Wir haben einen moderneren Ort gewählt. Wenn die Böckchen zur Brücke kommen ist da dieses neue Schild. Ein Schild für die Alm und eines für das Schwimmbad. Und das mittlere Böckchen sagt: „Oh, können wir nicht zum Schwimmbad gehen dieses Jahr, die Alm ist langweilig.“ So gehen sie den neuen Weg. Und sie töten den Troll nicht. So ist da immer Raum für neue Geschichten.
Die norwegischen Kinder lieben dies. Die Dialoge lassen sich gut vorlesen und die Bilder sind lustig, man kann es wieder und wieder lesen und immer etwas neues entdecken.
Yes, it is about the three goats, the small one, the middle one and the biggest one. They have to cross this bridge to get to the mountain on the alm, every year they do this. The smallest has to go first and the troll ask him “Who is tripping on my bridge?” and the smallest says “Oh is just the smallest goat going to the alp.” And the troll says “I will get you” and the goat says “Don’t take me, my brothers are bigger.” And the troll lets it go. Then the middle goat comes and the story repeats. “Don’t take me, take my brother”. And the biggest one fights the troll. He stabs his eyes out. So that is the tale and it is easy to play for children. So it is well known and we have sort of made a makeover. We have chosen a more modern location which is lot more fun for children. So when the goats reach the bridge they see this new sign, one sign for the alm, the other one for the waterpark. And the middle one says “Oh can’t we go to the waterpark this year, it’s boring on the alm.” So they take the new direction. And they don’t kill the troll. So there is always room for some new stories.
The Norwegian children likes it. The dialogue is easy to read out loud, there is a lot of fun in the pictures, you can read it over and over again and find new things.
Für uns war es ein sehr ungewöhnlicher Illustrationsstil. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit Gry Moursund. Kanntest du sie vorher?
For us it was a very unusal style of illustration. How did you come to work with Gry Moursund? Do you know her before this books?
Nein, es war eine Art Improtheater. Wir hatten die Aufgabe, etwas mit Ziegen zu machen. Mir fiel nichts ein, es war zu schwierig. Ich musste etwas mit Ziegen finden, und mir fiel dieses alte Märchen ein. Dann habe ich das genommen und geändert. Sie mussten selbst entscheiden, wo sie hingehen.
Gry und ich wurden zusammen in ein Team gesteckt, es war wie ein Wettbewerb. Ich kannte sie vorher nicht. Und ich hatte keine Ideen und fragte sie: Hast du irgendwelche Vorschläge? Was können wir machen? Und sie sagte: Du bist der Schriftsteller.
So das ist die Geschichte, wie Gry und ich uns getroffen haben und wie wir für das Projekt zusammenkamen. Wir haben uns nicht wirklich ausgesucht, die Idee hat sich uns ausgesucht. Aber ich denke, jetzt kann man die Bilder nicht mehr von dem Text trennen, sie gehören zusammen. Man kann sich dieses Buch auf keine andere Art vorstellen.
No we were part of some sort of improtheater. We had the quest to make something with goats. I couldn’t come up with something, it was to difficult. I had to come up with something with goats and I thought about the old tale. So I took that one and changed it. They had to decide themselves where to go.
Gry and me, we were put together as a team, it was like a competition. I didn’t know her before, it was the first time we met. And I didn’t had any ideas and asked her: Do you have any suggestions, what can we do? And she said: You are the writer.
So that’s how we met and how we were in this together. We didn’t exactly choose each other, the idea choosed us. But I think now you can’t take the pictures away from the text, they are close together. You can’t imagine this books in any other way.
Das beantwortet unsere nächste Frage. Wir denken auch die Geschichte würde nicht so funktionieren, wenn da nicht Grys Illustrationsstil wäre.
That answers our next question, we also think it won’t work this way when you don’t have Gry to illustrate the stories.
Ja. Wenn ich die Geschichte für ein Bilderbuch schreibe, schreibe ich hauptsächlich Dialoge und Action und nichts darüber, wie die Charaktere aussehen und wo die Geschichte stattfindet. Es muss einen großen Raum für die Illustratorin geben, da diese möchte, dass das Buch genauso ihres ist wie meins. Sie muss Sachen erfinden, kleine Geschichten, kleine Details, die nicht im Text erwähnt sind. Ich denke, da sind viele Charaktere im Buch, die nicht im Text erwähnt sind und da sind kleine Geschichten, die sie erfunden hat, die ich nie erzählt habe. Zum Beispiel wenn sie in der Dusche sind, da sind keine Worte, der Text sagt nur jeder muss duschen und dann zeigt sie uns, wie es getan wird.
Wenn ich es Kindern vorlese, kann ich sagen: „Oh, sie mögen nicht duschen.“ Er hat einen Regenschirm dabei und ich frage die Kinder: „Habt ihr das auch schon mal probiert?“ Und sie sagen: “ “Nein, das haben wir noch nicht probiert.“ Und dann zeige ich ihnen, dieses hat alles Shampoo verbraucht und das kleinste hat noch nie geduscht und drückt den Knopf und es kommt richtig kaltes Wasser und er schreit auf. So mache ich ein paar Witze, wenn ich die Geschichte vorlese, sie sind nicht im Text, es ist ihre Erfindung. Als Autor muss ich genug Platz lassen, damit sie diese Art von Extrageschichten machen kann. Das ist eine der Sachen, die es möglich macht, die Geschichte 50mal zu lesen, denn da ist so viel zu entdecken für das Kind. Wir müssen eine Geschichte machen, die einfach zu lesen ist, und die den Eltern Spaß macht zu lesen, denn du musst sie eventuell wieder und wieder lesen. Es muss in einer Art geschrieben und illustriert sein, die es möglich macht, es zu wiederholen. Und ich denke auch ein Bilderbuch mit detailreichen Illustrationen ist eine perfekte Art, eine Sprache zu lernen, die Muttersprache als Kind z.B., denn beim Vorlesen stoppt man und fragt: „Oh, wo ist er?“ und „Was machen sie?“, man kann fragen, „Was passiert?“, man kann die Bilder diskutieren. Auf die Art muss man selbst denken und die Gedanken artikulieren. Es ist eine Art Sprachtraining, was ein positiver Nebeneffekt ist. Du musst Sätze bilden, du diskutierst Dinge auf deine Art, das ist etwas, das man mit einem Film oder Computerspiel nicht machen kann.
Und wenn dein Kind den Troll zu gefährlich findet, was bei einem 3jährigen Kind sein kann, muss man die Stimme nicht so gefährlich machen beim Vorlesen, man kann das selbst entscheiden.
Yes. When I write the story for a picture book I mostly write dialogue and action and nothing about how characters look and where it takes place. There has to be a large room for the illustrator because she also wants that the book is as much hers as it is mine. She has to make up things, small stories, small details that are not mentioned in the text. I think there a lots of characters in the book that are not mentioned in the text and there are also small stories she had made up that I never told. Like when they are in the shower, there are no words, the text just says everybody has to have a shower and then she shows us how it is done.
When I read it for kids I can say “Ah, they are not so amused to showering.” He has an umbrella with him. And I asked them “Have you tried that yourself?” And they say “No, we haven’t tried.” And than I show them this one has taken all the shampoo and the small one never had a shower before, he is going into the shower and is pushing the button and there is really cold water and he is shouting. So I make some sort of jokes about it when you read the book aloud, it’s not in the text, it is her invention. As a writer I have to leave enough spaces for her to make this kind of extra stories because that is one of the things that makes it possible to read the book like fifty times because there is so much to look at for the child. We have to make a story that is easy to read and fun to read even for the parents because you might have to read it over and over. It has to be written and illustrated in a way that makes it possible to repeat it. And I think also a picture book that is rich in its illustration is a perfect way to learn a language, your own language perhaps as a child because you stop and say: “Ah, where is he?” and “What are they doing?”, you can come up with questions, “Whats happening?”, “Whats going on?”, you can discuss the picture. In that way you have to think yourself and articulate your thoughts. It’s kind of language training, which is a positive effect. You have to make sentences, you discuss things on your way, which is something you can’t do with a film or with a videogame.
And if your child thinks that the troll is too scary, which it might be for a three year old, you won’t have to make the troll voice so scary, you can choose yourself when you read it.
Wird es weitere Abenteuer geben?
So would there be more adventures?
Ja, ich denke es wird mindestens ein weiteres geben.
I think there will be at least one more.
Glaubst du, dass Märchen im norwegischen Kinderbuch eine größere Rolle spielen als im deutschen oder englischen? Oyvind Torseter hat auch viele Märchenmotive in seinen Büchern. Glaubst du, dass ihr mehr traditionelle Märchen habt oder euren Kindern mehr erzählt?
Do you think in Norwegian children literature fairy tales are more important than in English or German literature? Oyvind Torseter also has a lot of motives from fairy tales in his books. Do you think you have more traditional fairy tales or you tell more to your children?
Oyvind und ich sind die gleiche Generation. Uns wurden die Märchen erzählt. Aber die alten Märchen, sie sind etwas langweilig. Sie sind alle aus der Zeit so von 1800 bis 1844, also etwa 200 Jahre alt. Sie sind etwas altmodisch. So drängt es die Leute, sie zu modernisieren.
Perhaps we are about the same generation, me and Oyvind. Perhaps we were told the fairy tales. But you now, the old fairy tales, they are boring. They are all from 1800 to 1844, that are almost 200 years, so they are a bit old fashioned. So people feel urged to modernize them.
Denkst du, es braucht mehr Anarchie und unkonventielle Ideen im Kinderbuch?
Do you think it needs more anarchy and unconventional ideas in the children’s book?
Es muss Vielfalt geben. Es gibt dieses Buch, aber natürlich auch viele andere Autoren und Illustratoren, die eine andere Art Bücher machen. Es ist vielfältig. Man muss mit seiner eigenen Stimme denken. Wir haben ein breites Angebot an Büchern so dass wir viele verschiedene Leser erreichen können.
There needs to be diversity. You have this book but you have of course other writers and illustrators to make other kind of books. You have variety. You have to think in your own voice. We have a wide range of books so we can reach a wide range of readers.
Liest du selbst noch Kinderbücher?
Do you still read children’s books yourself?
Ich war 6 Jahre lang in einem Komitee und musste dadurch sämtliche Kinder- und Jugendbücher lesen. Jetzt lese ich fast nur noch Bücher für Erwachsene. Aber natürlich lese ich die Bücher meiner liebsten Kinderbuchautoren.
I have been in a committee for 6 years in which I had to read all books for children and teens. So now I read almost only books for grown ups. Of course I read the once of my favourite children book authors.
Danke für das Interview. Es war toll, dich zu treffen!
Thank you for the Interview. It was nice to meet you!
Hallo und guten Tag,
Danke erst einmal für das interessant geführte Interview .
Erinnert mich etwas an die drei kleinen Schweinchen und der Wolf…..oder?
Nur sind die Rollen da klar verteilt …Wolf =böse…Schweinchen= gut.
Hm, in Norwegen…scheint man da anders zu ticken….Böckchen wehrt sich und stich dem Troll die Augen aus…
LG..Karin..