Redakteur: Christiane Demuth
Autorin: Elsa Dix
Verlag: Goldmann
Reihe: Band 1
Ausführung: Taschenbuch, 416 Seiten
DIE TOTE IN DER SOMMERFRISCHE
Der Journalist Christian Hinrichs muss kurzerhand aus Hamburg verschwinden und nimmt daher das Angebot einer Illustrierten an, eine Reportage über den Sommer der Reichen und Schönen auf Norderney zu verfassen. Eigentlich ist dies so gar nicht seine Welt, doch als er die junge Viktoria Berg kennenlernt, die scheinbar ebenso mit den vorherrschenden Konventionen hadert, verspricht der Sommer interessant zu werden. Überschattet wird der Inselaufenthalt allerdings vom Tod eines Zimmermädchens, bei dem weder Christian noch Viktoria von Selbstmord ausgehen, obwohl die hiesige Polizei den Fall schnell ad acta legt. Nachforschungen bringen nicht nur feine Risse innerhalb der Gesellschaft ans Tageslicht…
In sämtlichen Epochen gibt und gab es Menschen, die sich nicht in vorgefertigte Rollen hineinzwängen lassen und lieber ihren eigenen Weg gehen wollten. Mal mehr, mal weniger erfolgreich, aber doch immer mit Engagement und eisernem Willen. So ist auch im Sommer 1912 nicht alles eitel Sonnenschein auf Norderney, Unmut und Bedrückung machen sich mitunter breit, auch wenn immer versucht wird Widrigkeiten unter den Teppich zu kehren. Niemand möchte die adelige Gesellschaft verärgern oder ihnen gar die Leichtigkeit der Sommerfrische madig machen.
Das einerseits ungleiche, andererseits in gewissen Denkstrukturen doch wieder gar nicht so unähnliche, Duo Hinrichs/Berg vermag den Leser von Beginn an mitzunehmen auf eine Reise unbekannter Art und Dauer. Seien es gesellschaftliche Strukturen, historische Gegebenheiten oder einfach nur die Schönheit der Insel, man ist gerne an ihrer Seite und darauf bedacht nichts zu verpassen. Vornehmlich aber geht es natürlich um den Tod des Zimmermädchens, den beide als Mord einstufen und entsprechende Ermittlungen anstrengen, so es die Polizei schon nicht für notwendig hält. Natürlich ist der Leser auch dahingehend voll bei der Sache, denn zahlreiche Indizien lassen auf eine Motivation schließen, die so von vornherein nicht vorhersehbar war. Und selbst innerhalb der ans Tageslicht kommenden Geheimnisse noch immer einige Theorien zulässt.
Elsa Dix schreibt spannend und gleichzeitig leichtfüßig, mit gebührendem Respekt und doch kritisch. Eine gelungene Mischung, die hoffentlich schon bald in einem weiteren Band fortgeführt werden wird. Denn die Charaktere sind einem inzwischen insoweit vertraut, dass man unbedingt wissen möchte wie es ihnen weiterhin ergehen wird.
—–DIESER BEITRAG ENTHÄLT WERBUNG—–