Rezension

[REZENSION] Der Tod in ihren Augen

Redakteur: Christiane Demuth

Titel: Der Tod in ihren Augen
Autor: Anna Schneider
Verlag: Fischer
Reihe: Grenzfall 1
Ausführung: Taschenbuch, 432 Seiten
Autor:
Schon als Kind liebte Anna Schneider Geschichten und lauschte im Wirtshaus ihrer Großmutter den Erzählungen der Gäste. Vor allem wenn es spannend wurde, war ihr Interesse geweckt. So ist es wenig verwunderlich, dass sie eine Vorliebe für Kriminalfälle entwickelte und sich nach dem Abitur bei der Polizei bewarb. Zum Glück wurde sie damals abgelehnt, sonst wäre sie vielleicht nie zum Schreiben gekommen. Für ihre Thriller lässt sie sich gern im Alltag inspirieren. So auch für die »Grenzfall«-Serie: Eine Zeitungsmeldung über einen vermissten Wanderer in Lenggries im Tölzer Land brachte sie auf die Idee. Die Nähe zur österreichischen Grenze tat dann ihr übriges. Die Serie spielt in beiden Ländern, Deutschland und Österreich, und lässt zwei gegensätzliche Ermittler aufeinandertreffen, die erst einen Weg finden müssen, als Team zusammenzuwachsen. Anna Schneider lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München.

 

DER TOD IN IHREN AUGEN

 

Noch gar nicht richtig in der neuen Dienststelle angekommen, wartet auf Oberkommissarin Alexa Jahn sogleich der erste Einsatz. Dass ausgerechnet ein verloren wirkender Wanderrucksack für großes Aufsehen und in der Folge umfangreiche Ermittlungen sorgen würde, hätte sich im Vorfeld wohl niemand vorstellen können. Und dann auch noch grenzübergreifend, denn sowohl in Deutschland als auch in Österreich tauchen Leichenteile von ein- und demselben Opfer auf. Eine regelrechte Bewährungsprobe für Alexa Jahn – in vielerlei Hinsicht..

Der Prolog beginnt rasant und mit einer Entdeckung, die nicht nur die Protagonisten in Schockstarre versetzt. Geradezu erleichtert ist der Leser, als kurz darauf das Tempo zurückgenommen wird und man gemeinsam mit Alexa Jahn in ihrer neuen Heimat und der neuen Wirkungsstätte eintrifft. Was allerdings nicht bedeutet, dass viel Zeit bleibt die neue Lage in Ruhe zu sondieren. Zunächst erfährt man einiges über die Charaktere auf deutscher Seite, doch bald schon gibt es den ersten Abstecher nach Österreich und somit zu Bernhard Krammer. Großartig gelungen ist hier der atmosphärische Wechsel, der sich einstellt, je nachdem auf welcher Seite der Grenze man sich gerade befindet und mit welchen Persönlichkeiten man zusammentrifft. In weiten Teilen gegensätzlich, dann aber doch wieder ergänzend, so dass sich nach und nach ein Konstrukt offenbart, das so viel mehr bereit hält als auf den ersten Blick sichtbar.

Auch der Täter kommt ein paar Mal zu Wort, doch wer er ist oder wodurch das Verbrechen ausgelöst wurde, bleibt gekonnt im Dunkeln. Mit einer der Gründe weshalb es eine gewisse Zeit dauert bis die Ermittlungen so richtig Fahrt aufnehmen können und sich zumindest eine erste Spur ergibt. Inwiefern diese direkt zielführend ist oder ob man sich in einer Sackgasse wiederfindet, wird der weitere Verlauf zeigen.

Eine gewisse Grundspannung bildet die Basis des Geschehens, darauf aufbauend wirkt die Handlung auf Grund diverser Tempo- und Perspektivwechsel lebendig. Authentizität verleihen der Geschichte vor allem die unterschiedlichen Charaktere, die manches Mal den ein oder anderen Konflikt untereinander austragen. Mittels präzise eingesetzter Überraschungsmomente wird beim Leser immer wieder aufs Neue Interesse geweckt und gerade zum Ende hin auch Neugierde geschürt. Manch ein Aspekt mag nicht unbedingt den Nerv der gesamten Leserschaft treffen, ändert aber nichts daran, dass hier ein spannender Reihenauftakt mit wunderbarem Lokalkolorit gelungen ist, der nach mehr verlangt.

 
 
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