Interview

[INTERVIEW] Anni Bürkl

Redakteur: Christiane Demuth

Die Wiener Autorin Anni Bürkl hat sich freundlicherweise die Zeit genommen die ein oder andere Frage zu beantworten, so dass ich mich freue Euch heute dieses Interview präsentieren zu dürfen. :)

© Anni Bürkl

Zum Einstieg eine gängige, aber – zumindest für uns Leser – immer wieder interessante Frage: Wie bist Du zum Schreiben gekommen und wann hast Du Dich dazu entschieden, Deine verfassten Werke veröffentlichen zu wollen?
Geschrieben habe ich immer schon – ab meinen Zwanzigerjahren wollte ich auch veröffentlichen. Aber bis die Texte das Zeug fürs Veröffentlichen hatten, floss noch einiges Wasser die Donau hinunter. Kurzgeschichten kamen damals bald raus, mit den Romanen dauerte es noch. Zwei Sachbücher kamen auch vor dem 1. veröffentlichten Kriminalroman „Schwarztee“.

Sucht man nach Deinen Publikationen, offenbart sich auf den ersten Blick, dass Du sowohl in einem Verlag veröffentlichst als auch Selfpublishing betreibst. Wie kam es dazu?
Beim ersten Selfpublishing-Roman, der Frau Benedict bzw. dem Titel „Chili con Amore“ hätte ein Verlag Interesse gehabt, aber nur wenn ich einen bestimmten Strang und damit auch eine Figur, die mir ans Herz gewachsen war, aus dem Roman geschmissen hätte. Das wollte ich nicht und habe zu meinen Leuten im Roman gestanden. Als Autorin muss man die doch liebhaben, auch wenn sie einiges durchmachen! Und die Leserinnen und Leser gaben mir recht. Sie mögen die Köchin Tamara und ihre wilden Erlebnisse und schrägen Begegnungen.

Ich persönlich bin ja beim Thema Selfpublishing immer etwas zwiegespalten, weil man, zumindest wenn man ein Printexemplar bevorzugt, häufig auf Amazon angewiesen ist. Welche Vorteile siehst Du für diese Art der Veröffentlichung? Zeichnen sich auch Nachteile ab?
Ich habe bisher 3 SP-Bücher veröffentlicht, davon sind 2 bei BOD als gedrucktes Buch veröffentlicht worden und können somit in jeder Buchhandlung (z.B. mit Titel oder ISBN) bestellt werden. Mittlerweile gibt es da ja mehrere Anbieter, wie es in Zukunft sein wird, werden wir noch sehen. Außerdem habe ich auch immer ein Lektorat und die Cover macht eine professionelle Grafikerin, es besteht also meiner Meinung nach wenig Unterschied zu Verlagsbüchern – außer dass meine selbst publizierten vielleicht schräger sind. ;-)

Als (Viel-)Leser hat man ja oft die Qual der Wahl und liest dann auch schonmal parallel. Wie ist das beim Schreiben, kommt es vor, dass Du an verschiedenen Werken gleichzeitig arbeitest? Oder hakst Du konsequent ein Projekt ab, bevor Du ein neues beginnst?
Teils so, teils so – wenn ich intensiv schreibe, stecke ich sehr tief in einem Manuskript.
Es kann aber sein, dass ich z.B. bei einem auf das Lektorat warte und dann dazwischen ein neues Projekt bearbeite, sei es nur eine 1. Idee/ein 1. Exposé oder eine Leseprobe, die Figurenentwicklung oder ähnliches – aber immer sind es dann kleinere Arbeitsschritte als einen kompletten Roman schreiben.
Abwechslung tut mir gut – und damit auch Abstand, um nach einer Pause vom Roman wieder mehr zu sehen, wo ich noch was ändern sollte.

Inspiration und Ideenreichtum lassen sich vermutlich nicht erlernen, sondern nur fördern, sofern man sich bewusst ist diese Eigenschaften zu besitzen. Umso bewundernswerter, wenn jemandem diese Fähigkeiten gegeben sind und er sie entsprechend um- und einzusetzen weiß. Woher nimmst Du Deine Ideen? Ergeben sie sich aus alltäglichen Situationen, hast Du ein bestimmtes Ritual, das diverse Gedankengänge freisetzt oder ist es vielleicht doch ganz anders?
Ideen können sich aus kleinen Dingen ergeben – einer Zeitungsnotiz, von der ich dann losspinne zum Beispiel. Kreativität ist auch Übungssache wie Sport – man wird besser und vertrauter, je regelmäßiger man es macht. Ich plädiere da immer gern für regelmäßiges Schreiben mit Ritualen – jeden Morgen oder einmal die Woche, immer derselbe Tee dazu und dieselbe Musik – zack, ist man schnell drin in der Sache.

Dein Ermittler Wolf Nowak ist wahrlich kein einfacher Charakter, weder für den Leser noch für seine Mitmenschen. Bringt er Dich während des Schreibens auch hin und wieder auf die Palme und entwickelt ein Eigenleben oder weist Du ihn gekonnt in seine Schranken?
Wir kooperieren da halbwegs. ;-) Er soll sich ja nicht gegängelt fühlen, sonst kriegt er noch mehr Krisen!

Wie sieht es mit anderen Figuren aus – führst Du sie oder führen sie Dich?
Sie leben – und ich lebe – niemand führt. Wenn ich sie gut und lebensecht entwickelt habe, dürfen sie ihr Leben ausleben. Durchaus auch so, wie ich es nicht geplant hatte.

Als geneigter Krimileser muss man zumeist einen kühlen Kopf bewahren, um vor allem bei komplexen Strukturen und zunächst unabhängig erscheinenden Handlungssträngen nicht den Überblick zu verlieren. Wie gehst Du ein solches Konstrukt beim Schreiben an, damit Du nicht plötzlich den Faden und somit Dich selbst in Ungereimtheiten verlierst?
Ich bin ein offenbar seltenes Exemplar, ich schreibe vorab ein Exposé. Dadurch weiß ich die Grund-Fakten: wer ist das Opfer, wer der Täter (die Täterin – hatte ich ja auch schon öfter) – wer ermittelt – und wie verläuft der ungefähre Weg zur Aufklärung. Anhand dessen kann ich ganz gut den Überblick bewahren, ggf. schreibe ich mein Arbeits-Exposé um bzw. ergänze es, was häufig so ab der Hälfte der Fall ist.

Als Abschluss eine ebenfalls gern gestellte Frage: Kommst Du selbst zum Lesen und wenn ja, welche Genres und welche Autoren haben es Dir besonders angetan?
Ich muss zum Lesen kommen, das ist wie Atmen, Essen und Schlafen bei mir. Jeden Abend, im Bett liegend, tauche ich ein in Geschichten. Das ist Entspannung pur für mich, seit Kindheit an. Hier gibt es keinen Fernseher und für Serien erwärme ich mich auch nicht, also steht dem fast nix im Wege. Und der Vorteil vom Abend ist – ich bin zu müde, um im Kopf zu lektorieren (was ja mein anderer Beruf neben Autorin ist). ;-)
Am liebsten lese ich clevere unterhaltsame Romane mit Spannung und einem gewissen Sprachgefühl – ob Gegenwart oder Vergangenheit, zu allen möglichen Themen.
Krimis sind mir zu nahe an meinem eigenen Schreiben.

Vielen Dank für Deine Zeit!

© Anni Bürkl

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1 thought on “[INTERVIEW] Anni Bürkl

  1. Hallo und guten Tag,

    hm, von der Autorin habe ich schon ..Göttinnensturz…einen Krimi ..gelesen.
    Ist aber schon länger her…LG..Karin..

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