Film-Rezension

[FILM-REZENSION] Girl

Redakteur: Anette Leister

Titel: Girl
Regie: Lukas Dhont
Darsteller: Victor Polster, Arieh Worthalter, Oliver Bodart, Tijmen Govaerts u.a.
Studio: Universum Film GmbH
Reihe: -/-
FSK: ab 12 Jahren
Laufzeit: ca. 101 Minuten

 

GIRL

 

Lara ist “Girl”, ein 15jähriges Transmädchen auf dem Weg zur geplanten Geschlechtsangleichung und gleichzeitig erfüllt von dem ehrgeizigen Wunsch eine erfolgreiche Balletttänzerin zu werden. Der Zuschauer begleitet Lara auf beiden gleichermaßen harten Wegen.
Wo ihre Ärzte sie schon als Mädchen sehen, ist Lara doch stark auf ihren Körper und ihre primären Geschlechtsmerkmale fixiert und fühlt sich unvollständig und zwiegespalten.
Ihre kleine Familie besteht aus Vater, dem kleinen Bruder Milo und ihr selbst. Dadurch lastet die Verantwortung für den Bruder mit auf ihren Schultern und auch gegenüber dem Vater verhält sie sich in Gesprächen häufig viel erwachsener als man es von einem Mädchen inmitten der Pubertät erwarten würde.
Der Inhalt der Geschichte wiegt schwer und ist häufig düster. Zumal die Erfüllung, die Lara im Tanzen findet, andere Aspekte ihres Lebens überschattet und belastet. Den Platz an einer renommierten Tanzschule muss sie sich hart erarbeiten, so hart, dass ihre Gesundheit in Mitleidenschaft gezogen wird und die geplante Geschlechtsangleichung in Gefahr gerät. Zudem ist Lara beim Tanzen zwar eine unter vielen, in anderen Szenen, wie in der Gemeinschaftsdusche oder auf einer Party, wird sie jedoch bewusst durch ihre Mitmenschen oder durch stilistische Mittel ausgegrenzt. So fand ich es irgendwie befremdlich, dass die anderen Ballettschülerinnen im Bikini, Lara jedoch immer oberkörperfrei, duschten.
Als Lara das Ballett in Hinblick auf ihre Gesundheit verboten wird, trifft sie eine Entscheidung, die den Zuschauer schockiert, aber Laras Leiden auch intensiv ins Bewusstsein rückt. Im Vergleich dazu fand ich das Ende zu harmlos, offen und unreflektiert, man wünscht sich nach dem schwerwiegenden Vorfall noch eine Weile an Laras Seite verbleiben zu dürfen.

Auch wenn ich nicht ohne Kritik an der Umsetzung bin, so finde ich das Thema Transsexualität jedoch sehr wichtig und trotz aller negativen Stimmen im Vorfeld, dass ein Junge und kein Mädchen die Rolle der Lara verkörpert hat, bin ich voller Lob für die Darstellung durch Victor Polster, dem jungen Tänzer, der als “Lara” sein Filmdebüt gibt und die Lara glaubhaft verkörpert. In meinen Augen ist es vielmehr das Ballett, Laras großer Traum, der dem Film letzten Endes zum Verhängnis wird, so dass er zumindest mich nicht vollends überzeugen konnte. Drängt dieses Topik das Thema Transexualität doch erst Recht in die “körperliche” Ecke und vernachlässigt die Psyche des jungen Mädchens, von der ich so gerne viel mehr erfahren hätte.
Dennoch empfehle ich den Film gerne weiter, da das Thema Transsexualität noch viel zu wenig in Medien fokussiert wird, gerade in Büchern und Filmen, die Menschen in Laras Alter erreichen könnten.

 
 

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