Redakteur: Christiane Demuth

Autorin: Stina Westerkamp
Verlag: Ullstein
Reihe: -/-
Ausführung: Broschur, 368 Seiten


NACHTFLUT
In den letzten Jahren musste Elisa schon einige Schicksalsschläge verarbeiten. Die drohende Naturkatastrophe der Gegenwart ruft Erinnerungen wach, und stellt gleichzeitig alles auf den Kopf. Wie gelähmt verharrt Elisa zu lang, es gibt kein Entkommen mehr vor den Fluten und der Vergangenheit.
„Die Flut kommt“ – diese Assoziation zieht sich von Beginn an durch die komplette Lektüre. Dabei geht es nicht nur um die Wassermassen, die sich über kurz oder lang einen Weg bahnen werden, sondern auch auch um Gedanken, Emotionen, Bilder, die Protagonisten wie Leser gleichsam überfluten. Der tobende Orkan, ein Abbild des inneren Sturms, dem vor allem Elisa sich stellen muss.
Kapitelweise wechselt der Ort des Geschehens, um unterschiedliche Handlungsstränge weiterzuführen, die demselben Ziel entgegenstreben, sich aber dennoch auch eigenständig entwickeln. Flüssig und mitreißend geschrieben, so dass der Leser zum Weiterlesen animiert wird, erschafft die Autorin ein Katastrophenszenario, dessen Ausgang ungewiss sein könnte, wären die rückblickenden Gedankengänge und Erzählstränge nicht so glatt und gewissermaßen zu stimmig dargestellt. Der Leser wird schnell misstrauisch und entwickelt eigene Theorien, die lediglich im weiteren Verlauf verifiziert werden müssen.
Dementsprechend sind keine allzu großen Überraschungen zu erwarten, Hinweise und Bestätigungen verdichten sich zunehmend. Die Grundidee des Thrillers bietet durchaus Potential, welches hier allerdings, vor allem im Bezug auf die hoch brisante Thematik der Sturmflut, nicht vollends ausgeschöpft wurde.

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