Redakteur: Anette Leister
Autor & Illustrator: Jimmy Liao
Übersetzer: Marc Hermann
Verlag: Chinabooks E. Wolf
Reihe: -/-
Ausführung: Klappenbroschur, 120 Seiten
Häufige Themen in seinen Büchern sind Einsamkeit, Isolation, Abschiednehmen, ungestillte Sehnsucht nach Glück und die Flüchtigkeit jeden menschlichen Glücks. Die Figuren sind oft Kinder, die entfremdet sind von ihrer Umgebung.
Seine Bilderbücher für Erwachsene haben einen neuen Trend begründet. Sie erfreuen sich im In- und Ausland großer Beliebtheit und sind in viele Sprachen (Englisch, Französisch, Deutsch, Spanisch, Griechisch, Koreanisch, Japanisch und Thailändisch) übersetzt worden.
Viele seiner Werke sind zu Musicals, Fernsehspielen oder Filmen umgeschrieben worden.
Der Zeichentrickfilm Der lächelnde Fisch auf der Grundlage seines gleichnamigen Bilderbuchs gewann auf der Berlinale 2006 den Spezialpreis des Deutschen Kinderhilfswerks.
2003 wurde er von der Zeitschrift Studio Voice zu einem der „55 kreativsten Köpfe Asiens“ gewählt.
2007 widmete ihm der Discovery Channel als einer von sechs herausragenden Persönlichkeiten Taiwans ein Porträt.
DER BLAUE STEIN
„Der blaue Stein“ des Bilderbuchkünstlers Jimmy Liao ist für mich ein sehr metaphorisches Buch, welches man auf verschiedene Art und Weise interpretieren kann. In meinem Fall war die daraus gezogene Botschaft eine zwar traurige, aber dennoch tröstliche, doch zunächst zum Inhalt der Geschichte:
Im tiefen Wald liegt ein großer, blauer Stein, der eines Tages durch Menschenhand in zwei Teile geteilt wird. Der eine Teil verbleibt im Wald, der andere Teil wird fortgeschafft.
Die Hälfte des Steins, die aus dem Wald entfernt wird, erlebt ab diesem Zeitpunkt vielfältige Abenteuer und wechselt dabei immer wieder sein Aussehen. Mit jedem Abenteuer und jeder Form, die damit einhergeht, verliert er jedoch an Substanz, da er jedes Mal von der Sehnsucht nach seiner anderen Hälfte im Wald überwältigt wird und darüber zerbricht. Erst, als fast nichts mehr von ihm übrig ist, schafft er es in den Wald zurückzukehren.
Für mich ist „Der blaue Stein“ ein Buch über die Vergänglichkeit von Gefühlen, obwohl der blaue Stein, der in die Welt hinausziehen musste, nie seine andere Hälfte vergessen hat. Es sind aber die Gefühle und Emotionen der Menschen, die seinen Weg etappenweise begleiten, die oft nur von kurzer Dauer sind und damit sein Weiterziehen veranlassen.
Des Weiteren war das Ende für mich ein Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens und sehr traurig, da ich es beim ersten Lesen derart interpretiert habe, dass es dem halben Stein erst durch seinen Tod gelingt wieder zu seinem Ursprung zurückzukehren.
Trotz dieser traurigen Metaphern war die Geschichte auch tröstlich für mich, denn sie zeigt, dass man etwas, was zusammengehört, nicht zu trennen vermag und die Sehnsucht eine immerwährende Verbindung darstellt.
Auch wenn „Der blaue Stein“ für mich eine recht traurige, oder melancholische, Lektüre ist, so finde ich es faszinierend, wie vielschichtig die Geschichte des Steins ist, da ich bereits beim zweiten Lesen und Anschauen ganz andere Sichtweisen auf dieses Bildermärchen entwickelt habe.
Die Ausführung bleibt leider etwas hinter dem opulenten „Das Kino des Lebens“ zurück. Meiner Meinung nach gebührt den traumhaften Geschichten Jimmy Liaos grundsätzlich eine großformatige Hardcoverausstattung, dennoch ist die Klappenbroschur qualitativ hochwertig auf einer sehr guten Papierqualität umgesetzt.
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