Rezension

[REZENSION] Meine Mutter, die Fee

Redakteur: Anette Leister

Titel: Meine Mutter, die Fee
Autor: Nikola Huppertz
Illustrator: Tobias Krejtschi
Verlag: Tulipan
Reihe: -/-
empfohlenes Lesealter: ab 4 Jahren
Ausführung: Hardcover, 36 Seiten
Autor:
Nikola Huppertz hat zahlreiche Kinder- und Jugendbücher, Gedichte und Kurzprosa in Literaturzeitschriften sowie Geschichten für den Rundfunk veröffentlicht. Als freie Autorin lebt sie mit Tochter und Sohn in Hannover.
 
Illustrator:
Tobias Krejtschi ist freischaffender Illustrator und Autor. Mittlerweile gehört er zu den wichtigsten zeitgenössischen Bilderbuchkünstlern. Seine Bücher sind in mehreren Sprachen erschienen und mit zahlreichen Auszeichnungen prämiert.

 

MEINE MUTTER, DIE FEE

 

Fridis Mutter verhält sich seit einiger Zeit seltsam. Häufig sitzt sie teilnahmslos in einem Sessel und starrt vor sich hin. Oder sie liegt zusammengerollt in ihrem Bett, selbst tagsüber. Sie schafft es an manchen Tagen nicht einmal sich die Haare zu bürsten. Andere Leute sagen, sie sei verrückt, und auch wenn Fridis Vater sagt, dass das nicht stimmt, kommt der Tag an dem Fridi eher den anderen Glauben schenkt als ihrem Vater. Fridis Vater vergleicht seine Frau mit einer Fee, und langsam beginnt Fridi zu verstehen, was mit ihrer Mutter los ist…

“Meine Mutter, die Fee” ist ein Buch über Depression und die Problematik psychische Erkrankungen für diejenigen in Worte zu fassen, die selbst nicht davon betroffen sind. Die harschen und verständnislosen Reaktionen der Umgebung gibt Nikola Huppertz kurz aber treffend wieder.

“Fridi, deine Mutter ist verrückt.”

“Die bringen deine verrückte Mutter weg!”

Leider sind das tatsächlich Kommentare, mit denen über psychisch erkrankte Menschen geurteilt wird. Aus eigener Erfahrung kann ich neben Verrücktheit noch Dummheit und Faulheit ergänzen als weitere Stempel, die Menschen mit Depressionen aufgedrückt werden.
Mir gefällt das Bild der Fee sehr gut, mit denen Nikola Huppertz Fridis Mutter beschreibt, da eine Fee ebenso schwer zu begreifen ist wie eine Depression, wenn man ihr keinen Glauben schenkt. Denn wie bei Feen liegt das Hauptproblem bei psychischen Erkrankungen darin, dass Nichtbetroffene sie nicht sehen können und sie damit für sie nicht existent sind.

“Feen sind Wesen der Dunkelheit, weißt du?”

Da sich Tobias Krejtschi auf wenige Farben beschränkt, kommen die Details seiner Bilder umso stärker zum Ausdruck. Es ist faszinierend wie er über Mimik und Körperhaltung die Gefühle von Fridi, ihrem Vater und ihrer Mutter, der Fee transportieren kann.
Nikola Huppertz erschlägt ihre Leserschaft nicht mit Informationen, viel mehr ergänzen sich Text und Illustration in kindgerechter Aufarbeitung eines schwierigen Themas, so dass die Geschichte als Grundlage für Gespräche dienen kann.
Obwohl der Grundtenor ein trauriger ist, bieten zumindest Krejtschis Bilder einige erheiternde Momente. Wer sich genau in Fridis Zimmer umsieht, entdeckt hier nicht nur einige Helden der 80er Jahre, sondern auch einen Cameoauftritt einer Bilderbuchfigur aus Krejtschis Hand.
Nikola Huppertz’ Worte und Tobias Krejtschis Bilder sind sehr bewegend und spenden einerseits Hoffnung, andererseits sind sie voller Traurigkeit und Tragik. Vor allem Betroffene oder Leser mit erkrankten Familienmitgliedern werden die Szenen wiedererkennen und sich dem Sog der Geschichte nicht entziehen können.

Mich hat “Meine Mutter, die Fee” sehr bewegt und ich hoffe, dass dieses Buch noch viele Leser findet, die sich im Anschluss an diese Geschichte mit ihrer Familie oder ihren Freunden über Despressionen austauschen und die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen so weiter bekämpft werden kann.

 
 
MUSS ICH HABEN!

 

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